Wir schämen uns zutiefst euch mitteilen zu müssen: Mit uns geht es im Moment steil bergab. Wir faulen. Wir frühstücken heute mal um halb 5, morgens genau! Seid ihr bekloppt oder was, natürlich nicht morgens! Wir jedenfalls sind noch nicht ganz so bekloppt, auch wenn es manchmal ein bisschen danach aussieht. Zum Glück haben wir uns beide ja noch, deswegen können wir uns immer wieder beruhigen. Die Muttis schlagen jetzt wahrscheinlich wieder die Hände über dem Kopf zusammen, aber da können wir nur schmunzeln. Schön, so in einer eigenen Wohnung, wo Sonntag, nach einem mehr oder minder anstrengenden Abend, zumindest für den Föhn, niemand gegen 10 Uhr aggressiv mit dem Sauger gegen die Tür knallt. Warum Mütter das auch immer machen müssen? Macht euch keine Sorgen wir vermissen euch trotzdem ein bisschen. Nachdem Irina also für das Frühstück gesorgt hat, weil Lea aus hier nicht weiter erwähnten Gründen das Haus nicht verlassen wollte, konnte der Tag also beginnen. Wohl bemerkt auch leider schon wieder im Dunkeln. Aber das Wetter war auch wirklich nicht so, zumindest glauben wir das! Wir haben also den restlichen Tag damit verbracht mehr oder weniger gute Filme anzugucken und Teechen zu trinken, genau ein richtig gemütlicher Sonntag mitten im November, denn leicht geschockt stellen wir fest, was für ein Datum heute geschrieben wird. Dann müssen wir ja schon fast bald wieder zurück kommen…Des einen Freud ist des anderen Leid, wer hier wer ist, wissen wir auch noch nicht so genau.
23. November 2009
TAG 50: Reiner und Jochen liegen im Koma…
Erschüttert stellen wir heute mal wieder fest, dass unser Internet nicht geht. Genau, wir tragen schon wieder nach. Ob es uns jemals gelingen wird, jeden Tag etwas für euch ins Netz zu stellen!? Wer weiß, wer weiß?! Reiner und Jochen, ersteres Leas PC und letzteres demnach Irinas kleiner Freund, liegen jedenfalls irgendwie ungewohnt still in der Wohnung. Ja, ja, macht euch nur lustig. Lea hat eben die seltsame Angewohnheit allen möglichen Dingen einen Namen zu geben. Am liebsten männlich und furchtbar unsexy. Sie ist sich allerdings völlig sicher, dass das eine Angewohnheit ist, die so manche Frau mit sich trägt. Wir bezeichnen sie an dieser Stelle einfach mal als Frau, die Haare sind ja wieder lang genug, was sie jeden Morgen wieder aufs Neue bemerkt. Und wie sie sich immer freut und wie genervt und desinteressiert Irina sie daraufhin immer anguckt. Eine Wonne. Weil wir heute aber nicht wieder so einen faulen Tag verbringen wollen, ziehen wir uns an und laufen bei dem wohl schlimmsten Sturm den Europa je gesehen hat, zum Lidl. Wer es wissen will, diesmal waren es 45 Euro, die uns über die nächste Woche bringen sollen. Da Irina ja mit dem Föhn im Gefrierschrank ein Meisterwerk vollbracht hat, können wir heute sogar noch ein bisschen besser planen. Für die Leute die es nicht interessiert: Pech, jetzt habt ihr es ja doch gelesen, so ein blöder Fehler. Ansonsten geht heute nicht mehr so viel. Lea, immer noch krank, ist eh aus der Planung geflogen und hat heute ein bisschen frei, Irina hingegen muss noch für vier Stunden ran. Mensch, da kann man wirklich nur sagen, arme, arme Lea, darfst du heute nicht arbeiten. Ja, sie tut sich selbst ein bisschen leid. Irina hat es da viel besser getroffen, sie spielt heute mal wieder den Mann, der das Geld nach Hause bringt. Recht so. Während Irina also arbeiten ist, richtet Lea die Wohnung wieder ein bisschen her, sogar so, dass es Irina, gleich nachdem sie zur Tür reinkommt auffällt. Was gibt es schöneres für eine Hausfrau, der Mann bemerkt ihre Arbeit. Nachdem Irina dann auch doch noch einen zweiten Pizzateig gekauft hat, konnte Lea dann essen machen. Obwohl sie noch im Geschäft völlig davon überzeugt war, dass sich in der Packung mindestens vier Teige befinden müssten, hat Irina noch ohne Murren ein bisschen weiter eingekauft, und das nach der harten Arbeit. Jedenfalls haben wir dann noch gegessen, wir trauen uns gar nicht mehr irgendwas mit Pizza zu schreiben.
24. und 25. November 2009
TAG 51 und 52: Tanne gegen Bohne.
Wir standen jetzt zwei Tage hintereinander vor einem leeren Briefkasten. An sich erstmal nicht erschreckendes, weil uns eh keiner von euch einen Brief schreibt. Wie wir das finden? Ohne Worte Leute, kann ja nicht sein, dass ihr euch immer auf das Internet verlasst! Was ist mit den guten alten Kommunikationswegen? Echt ein Gesindel…Jedenfalls standen wir also zwei Tage hintereinander vor einem leeren Briefkasten, wir wollen hier ja nicht das Eigentliche aus den Augen verlieren. Wir warten auf einen Wisch von Georges, der bescheinigen sollte, dass wir beide hier wohnen, damit wir ein Konto eröffnen und dann auch endlich mal eine Hausratsversicherung abschließen können. Echt blöd, wenn Georges das aber nicht macht. Nix Bescheinigung. Jetzt könnte man meinen, dass wir ein bisschen blöd sind, weil wir uns fertig gemacht haben und die Wohnung auf den Kopf gestellt haben, um alle möglichen Unterlagen zusammen zu suchen und Lea dann auch noch feststellen musste, dass sie eben doch mit einem gewissen Chaosgen ihrer Mutter belastet ist. Heide, du weißt, wie das gemeint ist! Aber, jetzt kommt es ja, wenn ihr auch im sechsten Stock wohnen würdet und gerade wenn ihr eh ein bisschen angeschlagen seid, dann würdet ihr euch vorher auch genau überlegen, ob es sich lohnt unten gucken zu gehen, ob wirklich was im Kasten ist. Morgen gucken wir dann mal nach…geläutert haben wir das dann vorhin beschlossen. Ja ansonsten hatten wir beide am Dienstag frei, das wurde uns dann eine Stunde vor Arbeitsbeginn mitgeteilt. Hat uns jetzt auch nicht so viel ausgemacht, weil wir dann noch gemütlich unseren Kaffee trinken konnten und die Leute beobachtet haben. Als wir danach dann wieder in unseren Wohnung kamen, damit Lea sich umziehen konnte um in den Jardin du Luxembourg zu gehen, nahm das Drama seinen Lauf. Die männlichen Geschöpfe unter euch, können mit den folgenden Zeilen wahrscheinlich eher weniger anfangen. Es ist immer ein Problem, wenn man nichts zum anziehen hat, obwohl man ja eigentlich von den Klamotten erschlagen wird. Jetzt kommt es noch erschwerend hinzu, dass Irina Lea eine schwere Eitelkeit diagnostiziert hat, ja ihr glaubt es kaum, Lea hat es auch nicht geglaubt! Genau, wir sprechen von dem Mädchen, dass ganz gerne auch mal ungeschminkt feiern geht, was hier in Frankreich übrigens strengstens verboten ist. Letztens wurden wir beide auf offner Straße ausgelacht, weil wir nicht geschminkt waren, kein Witz, und wir sahen jetzt auch nicht gerade aus wie einStreuselkuchen. Naja, zurück zum eigentlichen Problem, heute schweifen wir aber auch ab. Lea konnte also vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr erkennen. Wenn wir da schon gerade bei dem netten Thema Wald sind, dann scheint es doch auch kein Wunder, dass Lea sich ein weiteres Mal umgezogen hat, nachdem Irina sie als Tanne tituliert hat. Ja, Frauen, die einen weiter ausgestellten Rock tragen, die sehen nach Irina immer aus wie eine Tanne. Sie konnte dies sogar noch so spezifizieren, dass sie schließlich zu dem Schluss kam, Lea würde noch eher einer Konifereähneln. Herzlichen Glückwunsch an die Leute, die wissen wie dieser scheiß Baum aussieht, Lea jedenfalls wusste damit nichts anzufangen und fing gleich an, die neu ernannte Garten – Landschaftsexpertin als Bohne zu beschimpfen. Ja, da haben wir wohl beide einen Punkt getroffen. Nach der liebevollen Auseinandersetzung sind wir dann also in den Jardin gefahren, um ein bisschen faul auf den Stühlen zu sitzen und zu lesen. Auf dem Weg dahin, haben wir dann mal wieder feststellen müssen, dass wir hier so gar nichts mehr mitbekommen. Die Leute protestieren lautstark auf den Straßen gegen die Privatisierung der Post und ausgerechnet bei denen wollen wir ein Konto eröffnen, na das kann ja nur gut gehen. Als wir völlig erfroren wieder in unserer Wohnung sitzen kommt Irina auf die wunderbare Idee noch ein bisschen Wäsche zu waschen. Ihr hättet euch tot gelacht, wenn ihr gesehen hättet, wie viel das war. Irina taumelt, nachdem Lea die Wäsche noch fein säuberlich sortiert hat, also durch das für eine Bohne und zwei dicke Taschen viel zu enge Treppenhaus. Erstmal alleine im Waschsalon, macht Irina sich auch gleich ans Werk. Bis eine wirklich unansehnliche, betrunkene und völlig ekelhaft stinkende Pennerin in den Salon kommt. Sie packt ihren Koffer aus und mit jeden „Kleidungsstück“, das sie da aus ihrem Koffer holt, erfüllt sich der Raum mehr und mehr mit Gestank und der Boden immer mehr mit Feuchtigkeit. Leicht kotzend hat Irina dann mit einem Mann eine Bank auf den Gehweg gestellt, um dem Gestank weitestgehend zu entfliehen. Als Lea dann noch schlechten Gewissens um die Ecke bog, da sie sich eigentlich vor dem Waschen drücken wollte und Irina als Bestechung ein bisschen Schoki mitgebracht hatte, war relativ schnell klar, dass es heute nicht mehr zu einem wirklichen Appetit kommen würde. Eine unangenehme Pisswolke baut sich also vor uns beiden auf, während wir immer nur nach den Maschinen lünkernd einen Fuß in den Salon setzen. Die Frau stinkt sogar so extrem, dass wir uns dazu entschließen unsere Wäsche nur schnell aus dem Trockner zu holen, um sie dann auf der Straße zu legen. Jetzt könnte man meinen, dass wir ein bisschen blöd angeguckt wurden. Wurden wir auch, aber wir waren ja zum Glück nicht alleine. Als Lea dann aber doch noch allen Mut zusammen nimmt und in den Pumakäfig steigt, um wenigstens die Ladung Unterwäsche zu legen, fällt der betrunkene. Frau doch tatsächlich nichts Besseres ein, sie als Pennerin und sonst was zu beschimpfen. Da glaubt man, die Frau ist dankbar, für die nette Gesellschaft und was bekommt man. Da wäre es uns doch noch lieber gewesen auch die Unterwäsche auf dem Gehweg zu sortieren. Wenigstens haben wir vor dem Salon noch nette Gespräche geführt und uns ein bisschen amüsiert. Tanne und Penner an einem Tag, da braucht man doch wirklich mal wieder ein bisschen Hilfe, und das am liebsten von der Bohne.
TAG 44: Leute haltet eure Kinder fest, Irina ist los und sie will kochen!
Während Lea schon gemütlich bei der Arbeit sitzt und versucht alle möglichen Firmen zu nerven und zu fragen, wie die Leute so mit ihren Nutzfahrzeugen klar kommen, genießt Irina die Lea-freie Zeit. Gemütlich bummelt Sie durch Les Halles und macht von da aus noch einen kleinen Abstecher zur Notre Dame, dem Place de la Concorde und zur Opera. Völlig begeistert sich auch mal etwas gönnen zu können stürmt sie ins hiesige H&M und belohnt sich mit einer neuen Mütze. Aufregend. Viel aufregender ist es dann allerdings, dass Irina sich bereit erklärt hat, Lea am Abend mit einem selbst zubereiteten Essen zu überraschen. Voller Elan macht sie sich ans Werk. Es gibt Rösti mit Hähnchen und Gemüse. Ekelhaftem Gemüse, wie Lea kurze Zeit später völlig dreist feststellen muss. Aber ehrlich, Bohnen? Wo gibt’s denn so was?
Leicht angewidert entschließt Lea sich schließlich, die Bohnen einzeln raus zu picken und dann auf Irinas Teller zu platzieren. Allerdings erst nachdem die Diskussion über die Soße beendet wurde. Ein Ekelgefühlt kommt in Lea auf, während Irina völlig begeistert erklärt, dass die Soße zusammen mit dem Hähnchen und dem Gemüse doch eine wunderbar leckere Matscherei ergeben. Jetzt wollte Lea nicht unhöflich sein und Irina in ihrer Arbeit nicht erniedrigen, wenn die denn schon mal kocht. Genüsslich haben wir dann also gegessen und uns dann noch mit dem selbst gekauften Tiramisu belohnt. Warum? Na, ist doch klar, das hätte auch die Henkersmahlzeit sein können. Aber da sich das ja alles so anhört, als würde Irina nicht kochen können und als hätte es nicht geschmeckt, sagen wir da einfach mal „Zwinker Zwinker“? Auf Irinas Nachdruck, schreibe ich jetzt, es war saulecker.
18. November 2009
TAG 45: Spanische Konversationen lassen uns nackt erscheinen!
Da ist er wieder der gemeine Alltag. Wir arbeiten. Das ist, Irinas Worte, wirklich eine Kackscheiße. Aber kein Problem für sie, das macht ihr gar nichts aus. Naja eigentlich macht uns das schon was aus, aber so schlimm ist es dann doch nicht. Als wir von der Arbeit nach Hause kommen und Lea gleich anfangen will zu kochen, klopft es deutlich an der Tür. „Boah nee, voll kein Bock“ rutschte uns dann relativ schnell raus. Da Irina aber noch desinteressierte war als Lea, zog sich diese schnell wieder eine Jeans an um in der karierten Flanellschlafanzughose ihres Opas nicht allzu bescheuert auszusehen. Ein wie immer gut gelauntes „Hey chicas, how are you?“ schmetterte uns entgegen. Jansen. Jansen will streichen und das nötige Zubehör dafür lagert in unserer Wohnung. Im VERBOTENEM SCHRANK. Unbeeindruckt davon, läd Jansen sich selbst ein und ruft, als ob ein Spanier in unserer Wohnung nicht reichen würde, seinen völlig aus dem Leben gekifften Freund hinzu. Kurzer Hand rücken sie unser Bett weg, während wir ohnehin schon in unserem Chaos versinken. Freunde, Leute die arbeiten, die haben doch keine Zeit zum aufräumen. Mit der drei Jahre alten Farbe und dem völlig verklebten Pinsel, will Jansen also seine Wohnung streichen. Wir beginnen leicht herzhaft zu lachen. Das wollen wir nicht sehen. Wirklich nicht. Aber wir dürfen ja ohnehin nicht in seine heiligen vier Wände, es sei zu chaotisch und zu unsauber. Obwohl Irina ihm doch schon vor einiger Zeit den Tipp mit der Scheuermilch gegeben hat. Damals stand er völlig begeistert, mit einer gelben Flasche winkend im Flur und erwartete so was wie einen Applaus, zumindest glauben wir das. Als die beiden dann also wieder auf dem Weg in ihre Wohnung waren, konnte Jansen nicht anders, ein Gespräch anzufangen. Immer wieder versicherte er sich, ob die beiden wirklich nicht zu laut gewesen wären. Während Jansen also mit diesem Problem beschäftigt war, beschäftigte sich sein zugedröhnter Freund eher mit uns beiden. Lea hatte das Gefühl sie würde nackt vor ihm stehen. Da kann man nicht mal mehr sagen, mit den Blicken ausgezogen, das war eher mit den Blicken die Kleider vom Leib gerissen. Wir waren dankbar, dass sich die beiden dann doch wieder ans Werk machen wollten. Wir haben uns dann leicht verstört wieder angezogen…
19. November 2009
TAG 46: Schulz
Sie hat es getan, zum aller ersten Mal…Ja ganz recht, Irina hat geschulzt. Lea ist mehr als stolz auf ihren kleinen Schützling. Wir müssen da mal etwas erklären: Lea weiß nicht mehr genau wie es passiert ist, damals, als sie noch klein war. Okay, als sie noch jung war, ist ja gut. Irgendwann kam einer ihrer liebreizenden Geschwister auf die Idee ein überaus witziges kleines Rülpsspiel an den Tisch zu bringen. Für die Leute, die keine großen Geschwister haben und auch sonst eher hinter dem Mond aufgewachsen sind, Schulz nennt man die wunderbare Geste, die der Rülpsende dann vollbringt. Man drückt sich mit dem Daumen an die Stirn und spreizt die Finger nach oben ab und sagt dabei Schulz. Erwartungsvoll blickt man dann auf die anderen Leute, die mit einem am Tisch sitzen, um schließlich demjenigen, der als Letztes Schulz sagt eine zu verpassen. Eine unangenehme Angewohnheit von Lea, das ist ihr schon klar. Irina hat sich immer gewehrt. Ich sag das nicht, das ist voll behindert, zicki zicki, und hat sich dementsprechend immer eine eingefangen. Liebevoll versteht sich. Damals gab es dafür immerhin noch blaue Flecken, ja ja Geschwister untereinander. Heute ist es dann passiert, nachdem Lea einen kräftigen Schluck Bier genommen hatte und schließlich weniger verlegen rülpsen musste, schrie Irina beinah panisch Schulz. Ein stolzer Augenblick, denn bis dahin, stand die Wette auf etwa 5 Monate, bis Irina sich endlich ergeben würde. Jetzt ist es raus, wir sind denkbar unweiblich, und Fily es tut uns leid, es riecht nicht immer nach Rosen! Das war so ziemlich das Highlight an unserem Tag, ein trauriges Leben, jetzt wisst ihr es, wir können es nicht länger verheimlichen. Wir werden versuchen uns alle Lasten wieder abzugewöhnen, Fily mach dir keine Sorgen, wir kriegen das wieder hin.
20. November 2009
TAG 47: Heute: Wir therapieren uns einfach mal selbst, was kann da schon passieren?
Ein paar Tage nach unserem Streit klären wir dann doch mal einige Sachen, man könnte meinen wir räumen auf, weil wir beide ein bisschen unzufrieden sind. Also machen wir uns mit ein paar Bier ausgerüstet frisch ans Werk uns selbst zu therapieren. Und was man da alles therapieren kann und muss. Aber das wird uns wirklich ein bisschen zu intim. Ihr müsst ja nicht alles wissen. Lea ist jedenfalls wieder geheilt. Die Aufregung, die noch ein paar Stunden zuvor in ihrem Bauch ein seltsames Kribbeln hervor rief, scheint schließlich wie weggeflogen. Gut so. Außerdem stellen wir noch angewidert fest, dass wir von unseren zukünftigen Ehemännern keine Blumen haben wollen. Zusammenhang? Fehlanzeige. Heute feiert unser Nachbar unter uns wieder eine seiner legendären Partys. Wir freuen uns eher weniger. Wenn man das Gefühl hat, dass der Bass bis in den Hintern kommt, sobald man sich auf einen Stuhl setzt, ist das nur noch eingeschränkt angenehm. Oder, man kann auch die Waden nehmen, das klingt in diesem Zusammenhang vielleicht weniger anzüglich. Schon nach einigen Minuten donnert es gegen unsere Tür. Unbeeindruckt davon, stellen wir lediglich unsere Stimmen leiser und therapieren uns weiter, was sein muss das muss eben sein und das kann man dann auch nicht mehr verschieben. Wir lachen uns halb tot als wir hören, dass die Person die uns am späten Abend noch vom Sofa holen will, leicht lädiert polternd wieder in den Fünften zurück stürmt. Als wir beide, dann mittlerweile auch relativ angetrunken dann gegen halb drei noch ein weiteres Klopfen wahrnehmen und dann auch relativ schnell bemerken, dass dies von dem uns ausziehenden Spanier herrührt, lachen wir noch viel mehr. Unhöflich, wir wissen es. Aber glaubt mal, unser Anblick wäre noch viel unhöflicher gewesen. Der Spanier, in dem Moment offensichtlich nicht mehr ganz Bürger dieser Erde, hatte sich fest vorgenommen unsere Wohnung zu stürmen. Als wir es poltern hörten, aber eher nicht im Bezug darauf, dass da jemand die Stufen nach unten genommen hat, sondern viel mehr, dass sich da jemand vor unserer Tür niedergelassen hatte, konnten wir wirklich nicht mehr. Im Geiste haben wir uns schon überlegt, dass der Spanier morgens, wenn wir wieder zur Arbeit müssen, einfach mal kurzer Hand einer Art Fallrückzieher in unsere Küche aufs Parket legen würde. Wie jeder normale andere Mensch sich dann allerdings überlegt hätte, den Guten dann einfach zu wecken, haben wir schon mal die Rollen verteilt. Irina sollte sich vor den Spanier stellen und diesen dann an den Armen haltend wieder in die gewünschte Position rücken, während Lea dafür verantwortlich gemacht wurde, schnell und leise die Türe zu schließen. Ja, manchmal machen wir uns schon Gedanken, wie wir mit anderen Menschen umgehen. In der nächsten Therapiesitzung gehen wir dann mal das Problem an, warum wir so sind wie wir sind und warum wir dagegen nichts tun können. Die darauf folgende Sitzung wird mit Inhalten, wie: Wer bin ich und wenn ja wie viele? und: Warum Frauen immer alles ein wenig komplizierter machen, als es eigentlich ist!? Nein, lieber! Aber wir versprechen hiermit schon mal keinen Euphemismus, nur damit das klar.
21. November 2009
TAG 48: Warum Kannibalen ein gesellschaftliches Problem sind und Michael Mucke nicht ans Telefon geht! Und was macht eigentlich der Glöckner?
Wow, es ist Samstag, und wir haben so gar nicht das Gefühl. Um 10 Uhr zu arbeiten ist eine reichlich unrosige Aussicht, wie wir finden. Leicht gezeichnet von der letzten Nacht, machen wir uns also auf den Weg. Während Irina wieder weitestgehend gesund ist, kämpft nun Lea mit gesundheitlichen Beschwerden. Schön, wenn man sich wirklich alles teilen kann. Mit der Stimme einer 90-jährigen Kettenraucherin, einer mehr als männlichen Lache und dem Körpergefühl eines quietschgrünen Glibber scheint Lea für diesen Tag wie geschaffen. Irina zeigt sich derweil leicht amüsiert, dass Lea nach fünf Gehminuten, das Gefühl hat, sie habe einen Marathon hinter sich. Wir gehen trotzdem rücksichtsvoll miteinander um. Dank einer irgendwie missglückten Organisation neuer Adressen, nehmen wir gegen 12 Uhr das Angebot heute nur bis 14 Uhr zu arbeiten, nur allzu gerne an. Genau, Glück. Unsere Laune steigt, bei der Aussicht einen noch sonnigen Nachmittag in der Stadt zu verbringen. Irinas Laune steigt allerdings schon vorher. Sie hat den kleinen Supervisor der Franzosen entdeckt und äußert in der Pause zufrieden, dass sie mit dem gerne mal spazieren gehen würde. Während Lea sich ja schon auf den kleinen Inder festgelegt hatte, steuert Irina also ein nationales Ziel an. Die Leine soll trotzdem nicht fehlen, aber sich mit ihr unterhalten, das wäre schon okay. Was wir mit den Leinen und dem Spazierenführen anderer Menschen haben, das wissen wir selbst nicht so genau. Aber es warten ja noch einige Therapiesitzungen auf uns. Wir wollen an dieser Stelle allerdings ausdrücklich sagen, dass es sich hierbei nicht um eine Unterdrückungsfantasie handelt. Nicht, dass hier falsche Schlüsse gezogen werden. Wenn wir also jemals zu einem von euch sagen, dass wir gerne mit euch spazieren gehen würden, dann bedeutet das übersetzt wohl so viel, du siehst ja putzig aus, ich mag dich. Naja, das ist noch nicht so ganz ausgereift. Aus lauter Langeweile machen wir auf der Arbeit nur noch Quatsch, da ist es also kein Wunder, dass Lea sich den einen Anrufbeantworter 5 mal gönnt und jedes Mal wieder aufs neue völlig entzückt und herzhaft lacht. Als Lea die Nummer dann extra noch einmal für Irina wählt, versteht diese, was Lea an der leicht schwul klingenden Stimme und der überaus bescheuerten Informationen, die man eben dieser entnehmen kann, so amüsant findet. Als dann allerdings als nächster Kontakt auch noch Michael Mucke Mucke Manufaktur erscheint und Irina diesen Namen dann auch noch mit den verschiedensten Sprachfehlern ausspricht, fragen sich die Leute in unserer Umgebung letztendlich doch, ob wir nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Haben wir nicht. Wir machen weiter, sodass Lea dem nächsten Freizeichen textsicher „Ich hab ein knallrotes Gummiboot“ entgegen schmettert. In dem Glauben, dass heute eh niemand mehr ans Telefon geht, versteht sich. Blöd wenn das doch passiert und man denkbar unseriös rüberkommt, weil man sich vor Lachen kaum halten kann. Irina hat sich nicht zusammenreißen können, das muss man sich mal denken. Dann haben wir endlich Feierabend. Wir fahren nach einem kurzen Umweg über unsere Wohnung zur Notre Dame um uns dann in den kleinen Gassen, einen wie Irina meint, griechischen Döner (genau, Pita) zu gönnen. Auf dem Weg in den Park hinter die Notre Dame ist Irina dann allerdings so beschäftigt damit, die Preise der Getränke zu vergleichen, dass ihr der als unansehnliche Glöckner verkleidete Mann leicht einen Streich spielen kann. Nachdem sie allerdings gestern schon durch eine unangenehme Begegnung mit Lea, die sich natürlich einen Spaß daraus machen konnte, den ersten Herzinfarkt erleiden musste, ist das nun noch schlimmer. Die hässliche Maske des Glöckner und die fast unumgängliche Umarmung, die er ihr anbieten will, als sie völlig geschockt und schreiend wieder vor sich guckt, lehnt sie dann doch lieber ab. Schön, dass wenigstens alle anderen Menschen auf der Straße ihren Spaß hatten. Auch schön, dass der Glöckner dann noch zufrieden den Daumen hebt, um den Leuten, die in der Schlange stehen, um den Besichtigungspunkt zu erreichen, zu signalisieren, dass es super funktioniert hat. Also bitte, aber das war doch kaum zu überhören. Lea hat Tränen gelacht, das könnt ihr glauben. Sauig, wie sie auch ist, hat sie Irina nicht darauf aufmerksam gemacht, was da für ein Unheil auf sie zu kommt. Sie hat allerdings versprochen in Zukunft besser auf Irinas Herzchen aufzupassen, das wird schließlich noch gebraucht. Mit einer fantastischen Laune schlendern wir noch ein bisschen durch die Gassen und an der Seine entlang, bis wir uns schließlich auf den Weg in unsere kleine Gasse machen um noch gemütlich einen Kaffee zu trinken. Wir müssen uns ausruhen, wir haben heute noch einiges zu tun. Während wir also bei Starbucks sitzen, kommen uns noch viel absurdere Themen in den Kopf. Irina erklärt, dass sie ihr Kind, sobald es mal zu dick werden sollte, lieber abgeben würde, anstatt auf eine gesündere Ernährung umzustellen und es dann vor dem Urlaub an der Raststätte an eine Laterne binden würde, um es dann nach zwei Wochen wieder völlig erschlankt abzuholen. An der Raststätte? Genau, das Kind soll bestraft werden, dafür dass es zu dick ist. Lea hat zwar fröhlich gelacht, während Irina ihre These immer deutlicher machen will. Erschreckend, aber sie meint es ernst! Und das ist wirklich kein Scherz. Eine prima Mutti wird die Irina mal. Als Lea dann allerdings sagt, dass Kinder, die so dick eingepackt sind total dämlich aussehen, weil die dicken Arme dann immer so komisch vom Körper abstehen und dann schließlich meint, dass sie ihr Kind lieber immer etwas unterkühlter anziehen würde, damit es dann eben schöner und weniger spastisch aussieht, kann Irina nur geschockt feststellen, dass Lea es zulassen würde, dass ihr Kind immer krank sein würde. Kaum verständlich, dass das für Irina eine schlimmere Aussicht ist, als ein Kind, dass zwei Wochen auf einem Rastplatz an eine Laterne gefesselt, dazu gezwungen werden soll, wieder das Optimalgewicht anzunehmen. Und wenn wir schon einmal bei Familien und Zwillingen sind, dann fällt uns auch noch ganz schnell ein, dass ein Zwilling, dessen Zwilling im Bauch der Mutter stirbt, sich ja dann vielleicht von den Resten des anderen Zwilling ernähren könnte. Nein falsch, das war eine Aussage einer Freunden, die wir hier wirklich nicht mit Namen benennen wollen, nicht wahr, Heinz-Günther? Jetzt wollen wir allerdings noch hinzufügen, dass das aus einer Geschichte stammt, die Lea immer wieder zum Besten gibt, wenig beeindruckt davon, dass sie eben diese schon unzählige Male erzählt hat. Und fairer Weise wollen wir auch noch klarstellen, dass wir in dem Moment, indem Christel ihre These zum Besten gegeben hat auch nur verständnisvoll dreinblicken konnten und dann zustimmend genickt haben. Mittlerweile sind wir aber schon darauf gekommen, dass Kinder im Mutterleib doch eher durch die Nabelschnur ernährt werden! Ohne Worte. Leute wenn ihr wüsstet, was hier gerade los ist. Wir haben uns für heute fest vorgenommen unseren Kühlschrank bzw. eher das Gefrierfach abzutauen. Das erste Problem ist dann, dass wir nicht rechte wissen, wohin wir mit der Mayo sollen. Das nächste Problem, das Irina beschäftigt ist dann, dass wir nur noch zwei Bier im Kühlschrank haben. Viel wichtiger ist dann aber wieder das Abtauen an sich. Mit dem Ideenreichtum einer wahrhaftigen Hausfrau ausgestattet, beginnt Irina also eine kleine Pfanne auf dem Herd zu erhitzen, um diese dann, nachdem sie die Sicherung wieder eingelegt hat, in das Gefrierfach zu stellen. Jetzt fängt sie auch noch an zu föhnen :D Irina föhnt den Kühlschrank, das muss ich zugeben, als ich gefragt werde, ob ich auch gut umsorgt werde. Ich kann nicht mehr und sie föhnt immer weiter. Da kann man doch wirklich nur noch Tränen lachen!! Anbei haben wir übrigens noch ein schickes Foto. Wir haben ehrlich versucht, einigermaßen auszusehen, aber da war heute einfach nicht viel zu holen. Achja und ein Beweis, dass das hier wirklich alles von uns ist, nicht dass jemand zweifelt. DerFettfleck auf Leas Pulli kommt übrigens von dem griechischen Döner.
Die geplante Abfahrt steht auf 5 Uhr morgens. Wie es sich für uns gehört, steigen wir etwa eine Stunde später in den viel zu voll gepackten Jean-Pierre ein. Unser Auto hat einen Namen, ganz recht. Da wir wie bekannt, zuerst die Französischen Antillen in Richtung Paris ansteuern, war uns direkt klar, dass ein typisch schleimiger französischer Name her musste. Sein Kosename ist übrigens Mucki, ja er muss leiden, der kleine Ka. Das If-Mobil wurde umgetauft. Die Fahrt beginnen wir auf der A59 Richtung Venlo, und genau da war auch der erste Halt. Irina kann leider schon nicht mehr. Mit ihren 21 Lenzen macht ihr der ach so S-förmige Rücken bereits einen Strich durch die Rechnung. Von Venlo an, bringt uns Lea mal gekonnt, mal weniger gekonnt nach Paris. Irina schläft hauptsächlich, was Lea vor das scheinbar unlösbare Problem der Scheibenwischerbedienung stellt. Aber mal ganz im Ernst, wer muss schon was sehen, wenn er Spaß hat. Vertrauenswürdig schlummert Irina, während Mucki, von anfänglich schwerfälligen 80 km/h (ja, wir wurden von LKWs angehupt und überholt) auf unfassbare 120-130 km/h getrimmt wird. Da die holländischen Autobahnen uns nicht recht wollen, legen wir etwa drei Stunden im morgendlichen Stadtverkehr zurück, bis wir endlich in Belgien sind. Da das Auto ebenso wie seine Fahrerinnen eher zu den Invaliden gehört, machen wir dort den nächsten Stopp. Irinas erster Einsatz bezüglich des französischen Sprachgebrauchs. Wie genau bestellt man Zigaretten auf einer noch so fremden Sprache!? Nachdem Irina ihren Rücken und Lea ihre Knie entspannt hat, steht fest, dass Lea den Rest der Fahrt übernehmen muss. So an das Armaturenbrett vor dem Beifahrersitz gequetscht gibt es für Lea keine Zukunft im Mucki. Ob der Airbag wohl aufgehen würde? Vielleicht! Aber nicht ohne ein Gesichtchen zu zertrümmern. Naja, Lea würde sich wohl eine neue Nase gönnen. Nach etwa sieben Stunden erreichen wir dann endlich Paris. Nein, wir sind nicht stolz, auf diese Zeit, eher erschüttert. Mit den Nerven völlig am Ende steht Lea vor der nächsten großen Herausforderung: Einem französischen Kreisverkehr mit wahnsinnigen zwei Spuren. Durch eine mehr oder weniger total eingeschränkte Sicht kommen leichte Schweißausbrüche zum Vorschein, als das Hupkonzert der durchaus sehr unentspannten Franzosen beginnt. Im Hotel angekommen werden wir von einem mehr als unangenehmen Schimmelgestank begrüßt und zusätzlich noch von einem durchaus inkompetenten kleinen Inder, der das Hotel wohl leiten soll. Wir haben zwar nicht viel Geld bezahlt, sind aber dennoch so mutig zu sagen, dass wir ein anderes Zimmer haben wollen. Was meint ihr, sind 3qm Schimmel an der Decke der Zimmer legitim und hinnehmbar? Für uns nicht wirklich. Nachdem wir für den Inder dann wohl doch zu ungemütlich wurden, legt man uns nahe, die folgende Nacht lieber nicht in dem Hotel zu verbringen. Da stehen wir nun, mit einem Mucki, der wirklich nicht mehr kann und zwei völlig überforderten Mädchen, sie sich aber trotz allem, aus welchen Gründen auch immer, völlig tot lachen. Ja, schlimmer kann es doch nicht mehr kommen? Kann es doch. Nachdem die Wihi uns den Tipp mit dem Etap Hotel gegeben hat, ist die erste Unterkunft in Paris gesichert. Als wir unsere 15 schwer gepackten Taschen (ja, wir haben sie gezählt) dann endlich in unserem schimmelfreien und sogar recht sauberen Zimmer haben, geht der Tag für uns zu Ende, im wahrsten Sinne des Wortes. Paris, wir sind da! Wir haben es wirklich gemacht. Ab jetzt haben wir genau sieben Tage einen Job und eine Wohnung zu finden.
6. Oktober 2009
TAG 2: Vorstellungsgespräch bei der Mafia
Noch immer begeistert und mit einer deutlich besseren Laune, begeben wir uns am zweiten Tag an die Lösung des Jobproblems. Wir werden bei der Goldmafia erwartet. Kein Scherz! Callcenter of Death? Kein Begriff? Na dann, die Aufgabe besteht darin, so viele Zahnärzte wie möglich anzurufen, bzw. nein, wir fangen anders an. Die Herausforderung besteht eigentlich nur darin, an den Arzthelferinnen vorbei zu kommen, da die sich für gewöhnlich schützend vor ihren Chef stellen. Was das alles sollte? Schönen guten Tag, Jürgens mein Name, ich hätte gerne einmal den Doktor gesprochen…das wäre einmal geschäftlich…ich weiß, dass er beschäftigt ist, ich rufe schließlich in seiner Praxis an, aber wenn er nicht gerade in einer OP ist, dann holen sie ihn doch bitte ans Telefon…ja genau, er kennt mich…Jürgens…sagt ihm nichts? Hmm gut, dann werde ich nächste Woche in ihre Praxis kommen und ihm davon berichten, dass sie mich nicht durchgestellt haben…ganz recht, das werde ich machen…Schönen guten Tag, Jürgens noch mal, ist der Doktor zu sprechen, es ist wirklich wichtig…genau, geschäftlich…wann kann ich ihn den besser erreichen? Vielleicht kurz vor oder nach der Mittagspause…gut, dann werde ich mich dann noch einmal melden…Ja genau, Jürgens noch mal…ach super…Schönen guten Tag Herr Doktor, mein Name ist Jürgens von der Firma RTC, wie vereinbart rufe ich sie an zwecks ihrer Altgoldabfälle, unsere Technikerin ist am Mittwoch wieder in ihrer Gegend, es wäre doch schön wenn sie auch von ihrem Besuch profitieren könnten…keine Kronen? Aber wir nehmen schon ab einem halben Mundspülbecher!...Genau, so etwa 50 Kronen...Gar nichts?... Nie wieder anrufen?...AUFGELEGT!
Ja, wie fühlt man sich als Goldeintreiber, mit einer Managerin im Nacken, die ständig neben einem steht und in die Hände klatscht und dabei immer wieder „Leute, Termine, Termine, Termine“ ruft? Schlecht. Aber wie gesagt, das war nur das Vorstellungsgespräch. Genau, wir haben den Job, noch freuen wir uns…Wir wollen an dieser Stelle noch kurz anmerken, dass wir uns bereits vorzüglich an das französische Verkehrschaos gewöhnt haben. Während Irina sich noch im Einparken übt und dann ganz geschockt fragt, was sie machen soll, nachdem sie das vordere und hintere Auto geknutscht hat und Lea ganz entspannt antwortet, einfach weiter machen, hat dann auch Lea einen kleinen Zusammenstoß mit einem anderen Auto zu verbuchen. Völlig unbeeindruckt davon, dass man in Rosny nicht einfach mal eben links abbiegen kann, bangt sie nach einem deutlichen Kontakt mit einem vorbei fahrenden Auto um die Sicherheit des Außenspiegels. Wir können allerdings bereits mit an Sicherheit angrenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass Mucki durch seine ausgeprägten Stoßstangen und seine leicht beweglichen Außenspiegel einen mehr als kompetenten Partner für das kommende Jahr darstellt.
7. Oktober 2009
TAG 3: Wir essen eine Banane vor Chanel
Haben wir eigentlich schon von unserem Büro berichtet? Ganz recht, wir haben nicht nur unser komplettes Leben aus Dinslaken mitgenommen, wir haben auch noch ein Büro. Da das Internet in unserem Hotel zu teuer ist, fahren wir mit dem kleinen Mucki immer zum Mc Donalds, um da von der kostenlosen Internetverbindung zu profitieren. Da unsere Geldreserven allerdings nicht ausschließlich für den Verzehr von Mc Donalds Produkten gedacht sind, stehen wir wie zwei Bekloppte auf dem Parkplatz und suchen im Internet nach Wohnungen und ähnlichem. Genau ähnlichem, anders kann man das nicht nennen. Bis jetzt allerdings ohne Erfolg. Wir fahren das erste Mal seit unserer Ankunft einfach mal zum Spaß nach Paris. Leider haben wir nicht bedacht, dass Paris auf einer Karte deutlich kleiner aussieht. Entgegen der sinnvollen Tipps von Leas Mama, will sich diese es nicht nehmen lassen ihre neuen Schuhe zu tragen. Wunderschön…wunderschön schmerzhaft. Sie stellt einen neuen persönlichen Rekord auf, aber mal ehrlich, was sind schon fünf dicke Blasen an jedem Fuß. Während Lea von Schmerzen gequält hauptsächlich mit meckern und motzen beschäftigt ist, zieht Irina wenig beeindruckt eine Banane aus der Tasche und stellt sich genüsslich die Banane verzehrend vor das Chanelschaufenster. Wer schon einmal in Paris war, weiß, dass die Pariser (der Witz ist alt, wir meinen die Menschen) nichts essen. Schon gar nicht vor Chanel…Wir sind zwar angekommen, aber wir scheinen uns abzusondern. Wir essen. Wir essen gerne und meistens überall. Hauptsächlich dann, wenn uns ein Hungergefühl überkommt. Hungergefühl? Das kennen die Menschen in Paris nicht, das sieht man ganz deutlich. Während Lea sich bereits vorkommt, wie eine extrem übergewichtige Amerikanerin, scheint sogar Irina fettleibig zu sein. In Deutschland noch ein Strich in der Landschaft, ist sie hier ebenso wie Lea ein fetter Klecks auf der Landkarte! Kann man unter uns eigentlich noch das Land erkennen? Unser Ausmaß reicht über die Grenzen hinaus. Das blöde ist nur, es stört uns auch nicht weiter. Das Wichtigste ist allerdings, dass Irina, das erste Mal in ihrem Leben in Paris, mit der Stadt, die Lea ausgewählt hat mehr als einverstanden ist. Ab sofort steht fest, wir bleiben hier, komme was wolle. Daran werden wir alles setzen… Die Leute im Goethe-Institut können uns aber auch nicht helfen. Von nun an, beginnt der Telefonterror, wir wollen eine Wohnung, wir haben genug Geld, also nehmt uns… Leider unfreiwillig mit dem Zug zu weit gefahren…Wir halten uns einfach an den Mann da, der sieht nicht nur ganz gut aus, sondern auch stark, da wird uns dann wohl nichts passieren…Achja, wo sind wir überhaupt?
8. Oktober 2009
TAG 4: Froschfresser gegen Kartoffelnasen
Niederschmetternd…
Die Franzosen wollen uns nicht! Mit Erstaunen und leicht bedrückender Klarheit müssen wir in unserem Büro auf dem Mc Donalds Parkplatz feststellen, dass die Franzosen überaus deutschenfeindlich sind. Da legt man sich einen Text zurecht, den man dann mehr oder weniger gekonnt ins Telefon schmettert und bis zu dem Moment, in dem Lea sagt, dass wir aus Deutschland kommen, ist die Wohnung auch noch frei. Komisch, wir wussten nicht, dass deutsch sein ein Problem sein könnte, wenn es darum geht eine Wohnung zu finden. So lernt man eben nie aus. Aber man muss schon sagen, wir freuen uns dann zum Schluss wirklich noch, wenn uns die Vermieter wenigstens noch sagen, dass die Wohnung bereits weg ist, anstatt einfach direkt aufzulegen. Das empfinden wir mittlerweile noch als Freundlichkeit. Erschüttert stellen wir fest, dass wir hier nicht gewollt werden. Pech für die Franzosen, weil wir ihre Stadt noch immer wollen. Der Tag, der war ni
chts. Aber wir freuen uns immer noch. Wie das möglich ist? Na, wenn wir das mal wüssten. Nennt uns Kampfschweine, wir werden nicht aufgeben, bis wir es geschafft haben. Wer sich jetzt fragt, warum Lea überhaupt gesagt hat, dass wir aus Deutschland kommen, der kann mal darüber nachdenken, wie gut wohl der Irak angekommen wäre. Vom französischen Vermögen bezüglich der Sprachkompetenz wäre das unter Umständen jedoch vergleichbar gewesen.
Doch die Verkleidung bei möglichen Besichtigungen wäre einfach zu teuer gewesen.
9. Oktober 2009
TAG 5: Prepare your food to dance Salsa
Die American Church, freie evangelische Kirche, soll unser erster Lichtblick sein. Nachdem wir Mucki eher weniger gekonnt, aber immerhin nach französischer Manier eingeparkt haben, besuchen wir die Am
erican Church, nicht, um Gnade von Gott zu erbitten, sondern eher um Gnade von Vermietern zu erbitten. Nachdem wir das schwarze Brett mit allen möglichen Wohnungsinseraten durchforstet haben und dann schließlich auch unser Budget für eine mögliche Wohnungsmiete um läppische 100 Euronen nach oben gesetzt haben, beginnen wir wieder zu telefonieren. Wir merken relativ schnell, dass wir deutlich freundlicher empfangen werden als zuvor. Am gleichen Abend haben wir noch eine Verabredung mit einem durchaus interessanten Spanier, der in einer recht schönen Gegend eine recht unschöne Wohnung, zu einem noch unschöneren Preis vermieten möchte. Durchaus interessant, weil wir das Gefühl haben, dass er sonst was in sich hat, bis er uns schließlich eine Liebeserklärung macht. Okay, sind wir mal ehrlich, eher den deutschen Frauen im Allgemeinen. Dabei verschränkte er die Arme wie Hulk vorm Bauch und bauschte seine Backen so auf, als würde er keine Luft mehr bekommen. Nein, also er war wahrhaftig begeistert von den deutschen Mädchen. Als er uns schließlich von seiner deutschen Ex-Freundin Dana erzählt wissen wir, dass er uns tatsächlich nicht verarschen will. Als er uns dann zum Schluss der „Wohnungsbesichtigung“ noch zum Salsatanzen einladen will und dies mit dem glorreichen Satz: „Prepare your food to dance salsa“ kund tut,
fällt Lea vor Lachen beinah tot um. Irina hingegen, höflich und schwerhörig wie sie ist, bringt das Gespräch freundlich zu Ende, bis ihr dann schließlich doch ein Lichtchen aufgeht. Oder angeht. Beides. Den Tag beendeten wir dann im weiteren Verlauf nur noch mit unkontrollierbaren Lachanfällen, Tränenreich, wir glauben, da musste einfach mal alles raus.
10. Oktober 2009
TAG 6: Gibt es hier Robben?
Auch heute haben wir es wieder geschafft uns anzuziehen und sogar zu duschen, da wir allerdings beide ein wenig penibel im Bezug auf den direkten Kontakt mit dem Fußboden sind, gehen wir mit Irinas Flip Flops nicht nur duschen, sondern versuche
n auch sonst so gut es geht nicht mit den nackten Füßen auf den Boden zu kommen. Mal gekonnt mal weniger gekonnt. Während Irina das Ausmaß ihrer verseuchten Socken, die sie dann auch im Bett trägt nicht recht bekannt ist, schreit Lea beim ungewollten Bodenkontakt immer nur „Füße desinfizieren, Füße desinfizieren, Irina tu doch was“, während sie wie ein kleines Kind auf dem Bett liegend mit den Füßen gen Decke strampelt. Abgesehen von Gelächter konnte Lea nicht wirklich geholfen werden. Man kann sich sicherlich vorstellen, wie ein 10qm kleines Zimmer mit zwei Mädchen inklusive 15 nicht wirklich kleinen Taschen aussieht!? Nachdem man also morgens ein kleines aber durchaus sehr feines und anspruchsvolles Tänzchen auf den Teppichboden gelegt hat, um schließlich das wunderschöne Campingklo mit integrierter Dusche zu erreichen, kann es d
ann doch irgendwann mal wieder los gehen! Wohin? Na ins Büro natürlich. Allerdings haben wir heute einen besseren Tag vor uns. Irina beginnt gleich zu telefonieren, während Lea von durchaus unangenehmen Nebenwirkungen im Bezug auf die Pizza vom Vorabend heimgesucht wird. Im Gegensatz zu Lea hat Irina an diesem Tag mehr Erfolg, sie vereinbart zwei Wohnungsbesichtigungstermine. Den Ersten von beiden nehmen wir an der Rue Rivoli wahr. Keine Sorge, mittlerweile wissen wir beide schon, dass das eine mehr als exklusive Gegend ist, aber mit Blick auf den Louvre, das kann doch nicht schlecht sein. Schlecht war sie auch nicht, aber definitiv zu klein für zwei Personen und Leute, wir haben unsere Ansprüche wirklich schon runter geschraubt. Aber 11qm? Nein danke. Der eigentliche Spaß an der Besichtigung ist allerdings, dass unser kleiner Mucki währenddessen standesgemäß in einem Edelparkhaus stehen darf. Da stellt man das Auto einfach nur ab und polnische Hilfsarbeiter bringen ihn dann zu seinem eigenen kleinen Reich, zumindest für die nächsten zwei Stunden. Ein bisschen Angst haben wir schon, dass dies das letzte Mal gewesen sein könnte, an dem wir den kleinen Mucki zu Gesicht bekommen. Da die Wohnungsbesichtigung für uns relativ schnell abgeschlossen ist, trinken wir noch einen Kaffee bei Starbucks, um uns dann schließlich in die Rue Greneta zu begeben. Eine kleine süße Straße, die direkt an einer Art Gourmetstraße liegt, nämlich der Rue Montorgueil. Irina war sich ihrer Sache so sicher, i
m Bezug auf die Wohnung, dass sie, nachdem Lea gefragt hat, ob wir in einem Restaurant gegenüber mal eben für kleine Königstiger gehen dürften, gleich feststellen musste, dass wir ja noch nicht in unserer neuen Wohnung zur Toilette gehen können. Sie ist sich auch dann noch sehr sicher, als sie einer Bewohnerin eines benachbarten Hauses böse Blicke zu wirft und dann meint, dass es mehr als unverschämt sei, ihren Müll einfach in unsere neue Mülltonne zu werfen. Was sollen wir da noch hinzufügen, wenn Irina sich direkt so sicher war? Über den Blick den uns die französisch-afroamerikanische Nachbarin zuwirft, wollen wir an dieser Stelle kein Wort verlieren. Nachdem wir sechs Stockwerke hoch gelaufen sind und schon nach etwa drei Stöcken nach einem Sauerstoffzelt und einem Schweißabputzer rufen, sind wir dann irgendwann oben. Lea gefällt die Wohnung direkt, zumindest das, was sie noch sehen kann, vor lauter Schwitzerei. Auch Irina, deutlich mitgenommen und völlig außer Atem erliegt dem Charme der kleinen Wohnung recht schnell. Obwohl, wenn man genau überlegt, ist es eigentlich Jansen, unser möglicher Nachbar, der, ganz Spanier, mehr als off
en und freundlich ist. Na gut, er lacht ziemlich herzhaft, dass wir so sind, aber naja. Um uns zu begrüßen spielt er uns dann auch noch ein Liedchen auf seiner Gitarre vor. Wir sind mehr als artig und lachen nicht… Uns war wirklich anders zu mute. Wir fragen uns auch relativ schnell, ob ihm da was weggenommen wurde. Als wir wieder Luft bekommen, gucken wir uns die Wohnung dann noch einmal richtig an, wobei Irina Tränen lachen muss, als sie unser neues Badezimmer ins Visier nimmt. Also zuvor hatten wir beide noch nie etwas von einem elektrischen Klo gehört! Und schon gar nicht im Bezug darauf, dass man das dann je nach Belangen auch in die Küche ziehen kann. Das eigentlich witzigste und für uns gleichermaßen erschreckendste ist allerdings das kleine Löchlein, das Ding da, wo dann alles durch soll. Wir nehmen an dieser Stelle einfach mal an, dass ihr versteht was wir meinen und welche Ängste wir empfunden haben, aus diesem Grund füllen wir das auch nicht weiter aus! Ist ja eh nicht so viel Platz, wenn ihr versteht. Wir sind uns ganz sicher, dass das der Moment war, indem Jansen sich für uns entschieden hat. Wir haben also eine Wohnung, die liegt mitten im Herzen von Paris an der Bourse, zu Deutsch Börse. Genau, wir wohnen richtig dekadent. Zumindest, was die Umgebung angeht. Im Bezug auf die Wohnung allerdings, naja abgesehen von unserem elektrischen Klo ist da nicht viel zu holen. Nicht einmal eine Heizung, aber wir wären ja nicht wir, wenn wir
nicht doch noch ein Ass im Ärmel hätten und damit dann einen offenen Kamin. Ansonsten wohnen wir auf gemütlich kuscheligen 23qm, wobei wir uns nicht sicher sind, ob das Bad da mit gezählt wird. Außerdem haben wir so eine Art Doppelbett, als Hochbett verkleidet. Dadurch wirkt die Wohnung ungemein größer. Okay, wir geben zu, sie ist wirklich sehr klein, aber sie soll uns ein zu Hause sein. Überglücklich und mehr als erleichtert, fahren wir in unser Hotel zurück, um dort unsere letzte Nacht zu verbringen. Und wir sind wahrlich nicht die Einzigen. Nachdem wir uns im Carrefour noch mit dem billigsten Sekt eingedeckt haben und uns nach dem ersten Schluck beinah übergeben müssen, können wir einem Geräusch lauschen. Es wird lauter und quiekiger und noch ein bisschen lauter und dann auch schneller. Lea ist sich gleich zu Beginn dieses Konzert relativ sicher, dass es sich um Robben handeln muss. Ja, sie war sich sogar ziemlich sicher, die Geräusche noch näher einordnen zu kön
nen, sodass sie schließlich zu dem Schluss kam, es handele sich um eine Robbenfütterung. Mitten in der Nacht. Man kann sich sicherlich vorstellen, wie Irina sich vor lachen auf dem Bett wälzt und Tränen über ihre Wangen laufen, bis sie schließlich dazu in der Lage ist, Lea zu erklären, dass es sich bei den Geräuschen um die dem Beischlaf beiläufigen Quietschereien handelte. Anschließend fing eine Diskussion an, ob es dann wirklich so abwegig sei, dass es Robben in Paris geben würde, ähnlich wie in Duisburg. Wir wissen nicht mehr wie es ausgegangen ist oder wer gewonnen hat, deswegen sagen wir an dieser Stelle einfach mal beide.
11. Oktober 2009
TAG 7: Gib Bakterien keine Chance
Der Tag steht i
m Zeichen der heiligen Putzfrau, Mutter Gottes, wem auch immer, aber sicherlich im Zeichen einer Frau, die einen Sinn für Ordnung und Sauberkeit hat. Man kann auch sagen, der Tag stand im Zeichen von Irina und Lea, allerdings fügen wir dann noch vorsichtig hinzu, dass dies eher unfreiwillig ist. Wir haben zwar eine Wohnung aber wir haben auch leider so viel dazu bekommen, was wir so in der Form einfach nicht haben wollen. Ganz sicher nicht. An dieser Stelle wollen wir nur nochdie Frage stellen, wie es um Gottes Willen möglich ist, seine Pimmelkrause nicht nur überall im Bad, im Schrank, in den Töpfen und im Kühlschrank, sondern, und das ist wirklich das Erschreckendste, wie um Himmelswillen kommt eben diese Pimmelkrause dann bitte noch in das Gefrierfach? Es bleibt fest zu
halten, dass die 50 Euronen, die wir für Putzsachen ausgeben haben, die sicherste und gleichermaßen sinnvollste Investition war, die wir in der ersten Woche in Paris getätigt haben. Blöd nur, wenn man nicht lesen kann nicht wahr? Aber wer rechnet auch damit, dass wenn auf der Verpackung der Putzhandschuhe, die wirklich unablässig waren, eine dicke Drei steht, dass damit dann auch wirklich nur drei einzelne Handschuhe gemeint sind? Wir jedenfalls nicht. Da Irina aber deutlich empfindlicher ist, musse Lea nur mit dem rechten Arm den restlichen Teil der Wohnung putzen. Wenn man jetzt bedenkt, dass wir nur 23 qm bewohnen wollen und nach etwa 10 Stunden putzen noch immer nicht fertig sind, kann man sich eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie es hier aussah. Wir entschließen uns dennoch dazu unsere Sachen aus dem Hotel zu holen und sind, nachdem wir unseren Berg an Taschen die sechs Stockwerke hoch getragen haben, nicht nur leicht lädiert, sondern auch noch mit einer unerträglichen Laune ausgestattet. Ja, man kann sagen, das sind die ersten zwei Stunden, in denen wir nicht miteinander sprechen. Bis wir uns dann schließlich doch völlig erschöpft auf unserem Sofa niederlassen…
12. Oktober 2009
TAG 8: Sagrotan, unser bester Freund
Wir putzen weiter. Da die Grundreinigung der Wohnung bereits halbwegs abgeschlossen ist, können wir die Wohnung nun nach etwa sechs weiteren Stunden als weitestgehend sauber bezeichnen. Da wir aber noch einige Ekelschwierigkeiten mit dem Bett haben, geht es nun darum, eine Lösung zu finden, wie man die Matratze zwar benutzen kann, allerdings in keinem Fall berühren muss. Schnell sind wir uns einig einer von 15 hier niedergelassenen Ikea-Filialen noch einen abendlichen Besuch abzustatten. Mit leicht überhöhter Geschwindigkeit kommen wir also beim ersten Ikea an, völlig abgehetzt, aber dennoch Freude strahlend, dass wir es, zu denen im Internet angegebenen Öffnungszeiten geschafft haben. Blöd nur, wenn Ikea selbst, sich eher weniger daran hält. Wir sind also erneut auf der Suche nach einem Mc Donalds, um uns ein bisschen Internet zu erschnorren, als wir durch eine durchaus sehr unangenehme Gegend fahren. Obligatorisch geht der erste Griff Richtung Türverriegelung. Mit Schweißperlen auf der Stirn fahren wir beide durch eine Wohngegend, in der lauter Huckel sind, die Lea davon abhielten schneller zu fahren. Da fragt man sich ernsthaft, ob man nicht eine Beschwerdemail an Ikea schicken soll. Irina ist sich ganz sicher, dass die Leute diese Huckel nur gebaut haben, damit sie die kleinen Mädchen aus Deutschland besser überfallen können, weil die immer Geld haben, die Deutschen. Ganz recht, wir wissen, dass wir in Frankreich sind. Als wir dann schließlich das zweite Ikea ausfindig machen können hetzten wir gegen 21:30 Uhr noch schnell die bereits ausgestellten Rolltreppen hinauf, um schnellstmöglich in die Verkaufshallen zu gelangen. Wenig beeindruckt von den optischen Aspekten unserer potenziellen Einkäufe schleppen wir allen möglichen Kram zur Kasse, bis uns auffällt, dass wir, wenn überhaupt nur so um die 60 Euronen in der Tasche haben. Wir sind arm und kommen uns schäbbig vor, als wir der Kassiererin sagen müssen, dass wir dann lieber die beiden Bettlaken, anstelle von der Badezimmermatte mitnehmen wollen. Wir hoffen inständig, dass sie die riesige Tüte, gefüllt mit Pfannen, Lampen und weiterem Kram, die wir leicht beschämt vor der Kasse stehen lassen müssen erst entdeckt hat, also wir schon längst im Mucki auf dem Weg nach Hause sind. Zu Hause, genau, das sollte es jetzt werden.
Kaum dort angekommen, geht die Aufräumerei und Einräumerei los. Man kann sich denken, dass es beinah ein logistisches Meisterwerk ist, alle Taschen so auszupacken, dass man dann auch noch ein bisschen Platz zum Laufen hat. Natürlich soll auch die Deko nicht fehlen, sodass Irina auf dem Holzbalken über unserem Kamin eine Art Schrein errichtet, mit allen möglichen Sachen, die uns so mitgeben wurden. Man könnte jetzt meinen, dass sie leicht genervt war, als ihr Meisterwerk schon nach wenigen Sekunden wieder in sich zusammen fiel. Immer das Ziel im Auge, haben wir uns noch an das Bett gemacht. Um uns so gut wie möglich vor einem eventuellen Bakterienanflug zu schützen, stecken wir die Sagrotanflaschen in unsere hinteren Hosentaschen, um sie dann wie geladene Waffen hervor zu ziehen. Von der Sagrotanwolke noch ein wenig eingenebelt, will Irina so elegant wie möglich, die Holzleiter unseres Bettes wieder hinunter klettern, blöd nur, dass sie in diesem Moment kein räumliches Vorstellungsvermögen besitzt und abrupt die Wand knutschen muss. Ja, so kann es gehen, wenn man sich sicher ist, dass man schon unten ist. Leicht lädiert und mit einer, wie sie meint, Platzwunde an ihrem Ellenbogen, tut es der Stimmung allerdings keinen Abbruch. Wir sind fertig.
13. Oktober 2009
TAG 9: Mucki? Mucki, wo bist du?
Jetzt haben wir allerdings noch eine schlechte Nachricht: Ein kleiner, aber sehr bedeutender Teil von uns wurde leider brutal und mit dem Kopf nach unten abgeführt und für etwa 5 Stunden im Gefängnis festgehalten. Das war ein niederschmetterndes Ereignis für Jean Pierre, unser kleines Auto. Wir glauben allerdings fest daran, dass er sich auch ein bisschen gefreut hat, dass er dank Abschlepper ein paar Stunden überdacht und in Ruhe stehen durfte. Wir haben eine, wie oben schon beschrieben, sehr nette und kleine Wohnung gefunden, und einen naja mehr als freundlichen Nachbar dazu gemietet. Er fühlt sich bei uns sehr wohl. Wirklich sehr wohl…Wir verständigen uns auf Englisch, wenn man das so nennen darf. Er mag es am liebsten mit den Lippen furzähnliche Geräusche nachzuahmen und dann jeden Satz mit anyway zu beenden. Die wahre Wonne. Und auch nachdem wir schon längst eingezogen sind, erzählt er uns immer wieder wie schön quiet unsere Wohnung doch ist…Wir haben Spaß. Nach dem brutalen Anschlag der französischen Behörden, auf unseren Mucki, der uns nur läppische 138 Euro kostet, haben wir uns dann dazu entschlossen 26 Euro für ein Luxusparkhaus auszugeben, und was man da alles bekommen kann. Sogar Regenschirme und Fahrräder. Sobald man allerdings aus dem Parkhaus raus fährt, ist man auf einer Nuttenstraße… Außerdem sind wir dank Carrefour endlich fertig eingerichtet. Wie intelligent es allerdings war, eine weiß Badematte zu kaufen, ist noch die Frage.
14. Oktober 2009
TAG 10: Drei Stunden kochen? Kein Problem!
Wir sind mehr als stolz, auf unseren ersten Einkauf bei Lidl. Für spektakuläre 35 Euro haben wir uns einen Vorrat geschaffen, der uns die nächste Woche ernähren soll. Nachdem wir wie oben schon geschrieben, also beim Verlassen des Parkhauses auf der Nuttenstraße ausgekommen sind und uns die Augen fast aus dem Kopf fallen, wollen wir den kleinen Mucki nach Maisons Lafitte bringen. Wihi hat uns den Tipp gegeben, dass man die Autos da nur alle ein bis zwei Wochen umstellen muss. In der idyllischen kleinen Stadt haben wir das erste Mal einen kurzen Anflug von Heimweh. In Maisons Lafitte gibt es ganz viele Pferde. Da wir aber weitestgehend damit abgeschlossen haben, zumindest für das eine Jahr, verfliegt die bedrückte Stimmung ganz schnell und wir lassen Mucki, dieses Mal guten Gewissens, das zweite Mal alleine. Schließlich wollten wir dann endlich unseren ersten gemütlichen Abend in unserer ersten gemeinsamen Wohnung in Angriff nehmen. Heute soll es Nudeln mit selbst gemachter Tomatensoße geben. Die Rollen wurden schon in Dinslaken deutlich verteilt. Irina ist fürs Putzen und Lea für das leibliche Wohl zuständig. Jetzt stehen wir nur noch vor dem Problem einer unbeschrifteten Herdplatte. Nur zum Verständnis wollen wir anmerken, dass unsere noble Wohnung mit insgesamt zwei Platten ausgestattet ist. Nachdem Lea allerdings die kleinere von beiden in Gebrauch nehmen möchte, fällt die Sicherung raus und wir stehen erst mal im Dunkeln. Kein Problem denkt man sich da, wenn der Stromkasten direkt neben den Platten angebracht ist. Doch ein Problem, wenn man nicht bedenkt, dass die Holztür dieses Kastens nicht festgeschraubt ist und einem schließlich ungehemmt auf den Kopf donnert. Leas erste Begegnung mit einem Widerstand, der ihr Kopfschmerzen bereiten soll. Es werden noch unzählige Folgen. Irinas Stimmung tut dieser kleine Zwischenfall allerdings keinen Abbruch, überhaupt keinen, wenn man ganz ehrlich ist, verbessert sich ihre Laune danach zunehmend. Wer Irina kennt, weiß, dass sie ein auf Essen fixiertes kleines Monsterchen ist. Wenn nichts auf dem Tisch steht, dann wird sie mehr als ungeduldig. Ja, sogar ein bisschen ungemütlich. Da wir ja aber, wie gesagt keine Beschriftung an den Platten haben und dann auch offensichtlich nur eine Platte benutzen können, dauert es etwa drei Stunden, bis das Essen dann endlich auf dem Tisch steht. Drei Stunden? Genau, wenn Lea auch einfach zu blöd ist, den Schieber der Platte mal nach rechts statt nach links und damit dann auch auf die höchste Stufe zu stellen, dann dauert es so lange. Schönen guten Morgen Lea. Aber auch herzlichen Glückwunsch, Irina ist dir nicht auf den Kopf gesprungen.
15. Oktober 2009
TAG 11: Was soll eigentlich der Balken über dem Bett?
Heute wollen wir eigentlich auf den Eiffelturm. Nachdem Irinas Kamera allerdings kaputt und Leas unauffindbar war, fällt dieser Programmpunkt flach. Wir entschließen uns dann dazu, eine typische Touriaktion zu unternehmen. Erwartungsvoll setzen wir uns bei gefühlten Null Grad nach ganzen oben auf die Aussichtsplattform eines Car Rouges. Wer schon mal in London war, weiß was wir meinen. Für alle anderen? Pech! Völlig unterkühlt aber dennoch beeindruckt, was für eine Stadt wir uns tatsächlich ausgesucht haben, lauschen wir den Erklärungen der netten Frau, deren Stimme wir per Stöpsel in unsere Ohren bekommen. Als wir zufrieden nach Hause kommen, essen wir noch schnell was und dann ab ins Betti. Wie gewöhnlich ist Lea diejenige, die es gar nicht erwarten kann und voller Elan die Treppenstufen ins Bett erklimmen will. Allerdings so voller Elan, dass sie mit voller Wucht gegen den Balken, der etwa 60 cm über dem Bett und damit unter der Decke angebracht ist, scheppert. Mit dem Gefühl von einem LKW überrollt worden zu sein, wälzte Lea sich in den folgenden Minuten schmerzgequält von einer Seite zur anderen. Nachdem ihr dann noch die immense Beule an ihrem Kopf aufgefallen ist, gibt es kein Halten mehr. Irina, weiterhin unbeeindruckt und fast genervt, nimmt diese Schmerzen erst mal nicht ernst. Wie ein kleines Kind will Lea sie aber unbedingt dazu bringen ihre Beule zu ertasten. Ein zweiter Kopf ist geboren. Als sich zu Leas Kopfschmerzen auch noch Übelkeit und Schwindelgefühl gesellen sieht auch Irina ein, dass es sich nicht um einen Spaß handelt. Abgeklärt erläutert sie im Folgenden, dass sie erst in Erwägung gezogen hat, dass Lea wahrhaftige Schmerzen hat, nachdem sie bemerkte, dass diese trotz Müdigkeit keine Ruhe gab. Wie ein alter Hase stellt Irina dann die Diagnose Gehirnerschütterung fest. Natürlich, um Lea nicht zu beunruhigen, nur eine Leichte.
16. Oktober 2009 TAG 12: Unser erster freier Tag im neuen Leben Das etwas nicht zu stimmen scheint, merkt Irina zunächst nicht. Denn als sie aufsteht um sich über den Dächern von Paris ihren allmorgendlichen Hallo-wach-Kaffee zu machen wälzt Lea sich zwar immer noch im Halbschlaf von links nach rechts, aber das ist ja beim Schlaftier Leaness nichts Ungewöhnliches. Auch als Lea mit ihrer normalen Morgenmuffeligkeit vor der Kaffeemaschine steht und sich dann ans Fenster setzt scheint alles normal. Aber als es Irina dann verboten wird zu sprechen, weil das bei Lea das Gefühl hervorruft ihr Kopf müsste platzen, da steht ziemlich bald fest: Leas Zusammenstoß mit dem Balken hat tatsächlich eine Gehirnerschütterung hervorgerufen. Denn mehr als der Kaffee geht auch nicht rein, danach schleicht sich direkt eine leichte Übelkeit ein. Sofort wird klar, heute machen wir mal gar nichts. Das haben wir uns ja auch verdient!!! Weil das mit dem Schlafen bei Lea nicht so wirklich klappen will (ist ja auch komisch nach 10 Stunden Schlaf) entschließen wir uns einen Film zu gucken. Es geht also los. Wir starten den Laptop und gucken als erstes Hangover. Guter Film, gut gelacht. Weiter geht’s mit Bruno. Auch ein guter Film, noch mal gut gelacht. Kleine Pause, denn wir haben jetzt doch Hunger und so begibt sich Lea an den Herd um schnell etwas zu zaubern. Als wir dann jedoch einträchtig am Tischchen sitzen, fällt Leas Magen nach ein paar Bissen wieder die gefährliche Gehirnerschütterung ein und Irina erbarmt sich somit dem Rest der Reispfanne. Nach der kurzen Erholungspause kann es ja dann weiter gehen mit Selbst ist die Braut, wobei uns auffällt, dass wir weder Popcorn noch Chips haben, wie es sich für einen guten Kinobesuch gehört. Gut, dass wir in einer Gastrostraße mit vielen Geschäften wohnen, da dauert ein Besuch zum Chipskaufen auch nicht lange. Super Nebeneffekt wenn man sich dann noch mit einem gutaussehenden jungen Franzosen an der Kasse unterhält. Schade nur, dass man eben doch noch kein perfektes Französisch spricht und dann auch noch Spanisch und Französisch mischt. Pech für Irina, Glück für den Franzosen, wahrscheinlich hat er schon länger nicht mehr so gelacht wie an der Kasse. Mit den Chips bewaffnet gucken wir dann auch noch 27 Dresses und Sex and the City und fallen danach doch ziemlich erschöpft von unserem doch so anstrengenden Tag ins Bett. Aber Erholung? Nein es ist Freitag und unser Nachbar feiert eine von seinen legendären Partys. Es kommen immer mehr Leute, es wird immer lauter und als wir schon das Gefühl haben die Party ist auf dem Höchstpunkt angekommen haben, geht’s erst richtig los. Die Musik ist mitterlweil so laut, dass wir ohne Probleme mitsingen und tanzen können und während Irina Gefallen an den Klängen findet, verflucht Lea den Balken über dem Bett. Irgendwann so gegen 6 ist die Party dann ja aber auch vorbei…
17. Oktober 2009
TAG 13: Macht es eigentlich einen Unterschied, ob man den Pulli auf links oder auf rechts trägt?
Heute können wir uns endlich als stolze Besitzer eines zweiten Wohnungsschlüssels bezeichnen. Mal ehrlich, es war auch ein recht seltsames Gefühl, zu wissen, dass Jansen, wann immer er auch wollte, mit oder ohne Hose, in unsere Wohnung hätte gehen können. Er bemerkt, dass wir uns sehr freuen, als wir den zweiten Schlüssel unser Eigen nennen dürfen. Allerdings denkt er das nur. Eigentlich haben wir viel mehr Spaß daran, dass er seinen ockerfarbenen Pulli auf links trägt, dies aber zum Glück nach wenigen Minuten bemerkt und schließlich ganz verschämt versucht, die weißen Zettelchen, die für gewöhnlich im Inneren verborgen bleiben, zu verstecken, indem er gekonnt seine Hände in die Hüften stemmt. Anyway/Pups. Nachdem wir uns also schon am morgen freuen dürfen, machen wir uns guter Dinge auf den Weg zur Sacré Coeur. Als wir gerade dabei sind, die unzähligen Stufen zu erklimmen ruft uns dann Georges an. Er ist unser Vermieter und bis zu diesem Zeitpunkt war er eigentlich nur ein Phantom. Nett allerdings trotzdem. Und wie nett, sollten wir erst feststellen. Schließlich doch irgendwann ganz oben auf dem Montmartre angekommen, fällt uns mal wieder auf, was für ein schönes Leben nun vor uns liegt. Von der Livemusik inspiriert gönnen wir uns noch genüsslich das ein oder andere Bierchen, allerdings nicht ohne mit den indischen Heinekenverkäufern eine Diskussion über deren Preise zu führen. Wir sehen es ja ein, dass es normal –und Touristenpreise gibt. Aber bitte, wir sind doch keine Touristen mehr. Leicht angesäuselt machten wir uns auf den beschwerlichen Weg zum Eiffelturm. Im nüchternen Zustand, wäre uns die immense Entfernung sicherlich aufgefallen. Mit wenigstens halbwegs bequemen Schuhen machen wir uns schließlich doch auf den Weg durch halb Paris zu laufen. An beinahe jeder Straßenecke halten wir an, um uns den Weg dank überdimensionaler und dadurch unfassbar unhandlichen Stadtkarten neu zu erklären. Nach einer halben Ewigkeit und zwei Stunden sind wir endlich am Trocadero und stärken unsere ausgemergelten Körper mit Nutellacrêpes. Ein echtes Vergnügen.
18. Oktober 2009
TAG 14: Heute gibt es lecker Georges
Heute wollten wir aber wirklich auf den Eiffelturm. Ganz ehrlich. Vorbereitet, das heißt mit Kamera ausgestattet und mehr als warm angezogen machen wir uns auf den Weg zum Tour Eiffel. Blöd nur, wenn man an einem schönen Sonntag von etwa einer Million Touristen überrannt wird. Den Eiffelturm haben wir uns dann doch noch mal aufgespart. Soll ja ein Highlight sein. Heute können wir die Franzosen dann auch das erste Mal verstehen, zumindest im Bezug darauf, dass die von den ganzen Leuten, die eigentlich nicht hierhin gehören genervt sind. Wenn die Metro von 100 wild gewordenen Polen gestürmt wird, da haben wir auch keinen Spaß mehr. Wir machen uns also einfach wieder auf den Weg zur Sacré Coeur und genehmigen uns mal wieder das ein oder andere Bierchen. Kurz nachdem wir oben angekommen sind und die Diskussion über den Bierpreis zu unseren Gunsten beenden können, stellt Lea fest, dass sie mit dem einen kleinen Inder da, der so einen vorgeschobenen Kiefer hat und ein bisschen aussieht wie ein Dino, gerne mal spazieren gehen würde. Allerdings muss sie Irina relativ schnell zu verstehen geben, dass sie das eigentlich eher so meinte, weil der so klein und putzig ist und weil der bestimmt brav an der Leine läuft. Leicht geschockt von ihren Äußerungen setzt Lea die Flasche an um alle nachfolgenden Gedanken weg zu spülen. Gar nicht so schwierig, weil Irina gerade ein überaus interessantes Gespräch mit einem überaus viel zu altem Mann anfängt. Er fragte, ob wir den Kampf um die Bierpreise gewonnen hätten, was Irina natürlich prompt mit einem stolzen Oui bestätigte. Als der Typ Irina dann aber erklärt, dass der Italiener, der da unten, der auf dem Treppenabsatz zu singen beginnt sein Freund sei, wohl um sie zu beeindrucken, wendete sie sich doch ein bisschen ab. Unbeeindruckt davon kommt der Mann allerdings nicht umhin Irina auf ihre Herkunft anzusprechen. Während er erwartungsvoll dreinblickt, wie Irina wohl auf seinen Tipp, sie komme aus Russland, reagieren wird, kann Lea sich vor Lachen kaum beherrschen. Allerdings nur so lange, bis sie als Polin eingestuft wird. Niederschmetternd. Nicht, dass wir was gegen die östlichen Länder haben, aber bitte: Russland und Polen!?
Am Abend lernen wir dann auch noch unseren Vermieter kennen. Live und in Farbe. Nett, wirklich nett. Da Lea einen unspektakulären, alten und dicken Vermieter erwartet, hält sie der Besuch nicht davon ab ihre chicen Puschen zu tragen, die ihr ihre Oma noch in Dinslaken gekauft hat. Damals noch unter Protest, sind sie mittlerweile ein unersetzbarer Schatz im alltäglichen Leben geworden. Leicht verschämt versuchte sie dann aber doch, ihre unansehnlichen Puschen unbemerkt unter der dem Sofa zu verstecken, als sie unserem Vermieter gegenüber steht. Der Abend vergeht dann mehr oder weniger mit der ein oder anderen Grinserei. Ein Glück, dass noch nicht alles repariert ist. Nein so meinen wir das auch wieder nicht. Der ist ja viel zu alt! :D
19. Oktober 2009
TAG 15: Irina hat die EU in Afrika gefunden
Heute um 9:00 Uhr soll der Alptraum im Callcenter of Death doch noch Realität werden. Nachdem uns erklärt wird was wir zu tun haben, sollen wir auch gleich schon mit dem Telefonterror beginnen. Schon nach wenigen Gesprächen sind wir nicht nur erschreckt, wie das von statten gehen soll, sondern kamen uns zudem noch schäbig vor. Wie es für Irina üblich ist, kommt sie mit dieser Arbeit gleich zu Beginn besser zurecht als Lea. Irina kann sich so einstellen, dass es in dem einen Moment nur um die Arbeit und um das damit verdiente Geld geht und nicht um einen persönlich. In der realen Arbeitswelt noch ein wenig hinterher hinkend, kann Lea mit dieser Einstellung noch so überhaupt nichts anfangen. Ein schwarzer Tag. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn wer rechnet schon damit, dass wenn außen bis 22 Uhr dran steht, dass dann auch wirklich nur bis 22 Uhr drin ist? Unsere Wäsche ziehen wir dann im Dunkeln aus den Maschinen, da uns mal wieder ein Inder, nämlich der Besitzer eher unfreundlich auf die Geschäftszeiten hinweist. Was wir mit den Indern haben? Kein Mensch weiß es. Ein Glück, dass wir so eine riesige Wohnung haben und die Wäsche bequem zu Hause trocknen können. Nachdem Irina eine unwahrscheinlich interessante Idee hat, wie man am effektivsten unsere Unterwäsche trocknen kann und diese dann aneinander geknotet an die Duschvorhangstange bastelt, klopfte dann auch noch Jansen an die Tür, um zu fragen wie es uns geht und um uns auf den neuesten Stand zu bringen, was das Internet betrifft. Er schaut allerdings doch relativ geniert drein, als er Lea (angezogen!!!) auf der Toilette sitzend Unterwäsche sortierend wahrnimmt. Blöd nur, dass man von der Tür aus nicht sehen kann, dass sie angezogen ist, weil sich eben dieser Teil hinter der Wand versteckt. Unter anderen Umständen ein Glück, in dem Fall allerdings komischerweise etwas unangenehm. Er war recht empört, als er immer wieder „Oh no no no, I’am so sorry, no no no, bye bye!“ rief. Dass ihr Anblick auf dem Klo so erschreckend zu sein scheint, war bis dato auch was Neues. Der einzige Lichtblick: Nachdem wir uns nach der Arbeit auch noch lange über die Arbeit unterhalten haben und Lea direkt meint, dass sie am nächsten Tag nicht mehr dorthin gehen will, haben wir doch noch ein bisschen Spaß. Wer uns kennt, weiß was für absurde Gespräche wir manchmal führen und was dabei heraus kommen kann. Heute ist es Irina die im Zuge geistiger Umnachtung schließlich auf die glorreiche Idee kommt, die EU doch mal in Afrika zu suchen. Trotz vielem Lachen wollen die Wolken, die den Tag bedecken nicht recht verschwinden. Frau Jürgens und Frau Baumann sollen auch am nächsten Tag wieder Gold erschnorren.
20. Oktober 2009
TAG 16: Ein bisschen schwere Entscheidungen treffen
Schon nach dem Aufstehen ist unsere Stimmung am Tiefpunkt. Fest steht, dass wir noch einmal zur Arbeit fahren werden. Irina, gefasst und diszipliniert, wie sie eben ist versuchte das Gebocke der nicht gefassten, undisziplinierten und unglücklichen Lea so gut wie möglich zu ignorieren. In die Metro eingestiegen gibt es kein Zurück mehr. Den ganzen Weg über hält Lea Augenkontakt mit einem älteren Herren, der ihr immer wieder mutmachend zu zwinkert. Auf der Arbeit angekommen, solle es gleich wieder los gehen. Während Irina bei den Telefonaten immer mehr Erfolg hat und ihr der Job aus diesem Grunde auch weniger schwer zu fallen scheint, soll Lea eine leicht schwerhörige alte Dame anrufen, die vor Ewigkeiten mal Zahnärztin war und sie nach noch eventuell vorhandenen Kronen fragen. Rentner werden zusätzlich aber auch immer noch nach Altschmuck und Legierungen gefragt. Während Lea also in Telefon brüllt und damit ungewollt die komplette Aufmerksamkeit des Kollegiums auf sich zieht, machte die Managerin im Hintergrund Druck, sie solle nach Legierungen und Altschmuck fragen, die Alten hätten immer was, nicht abwimmeln lassen…In dem Moment ist die Sache für Lea gegessen. Mit Annegret führte sie noch ein freundliches Gespräch und wünschte ihr alles Gute. Nach der Arbeit müssen wir also klären, wie es mit uns weiter gehen sollte. Für Lea stand aber bereits fest, dass sie die Sache mit dem Gold nicht mit sich vereinbaren kann. Irina ging das alles ein bisschen schnell, so ohne weitere Aussichten und ohne einen festen Plan. Für sie war der Job im Callcenter of Death auch nicht besonders, aber sie ist auch bei weitem nicht so gefühlsduselig wie Lea. Irina entscheidet sich letztendlich gegen ihren Kopf und für Leas Alles. Wenn sie ganz ehrlich ist, dann weiß sie, dass es das Beste war. Das war es dann wohl mit „Sind sie seine Ehefrau? Nein, dann darf ich nur mit ihm persönlich sprechen.“ Auf nimmer Wiedersehen, Callcenter of Death.
21. Oktober 2009
TAG 17: Hilde, es tut mir aufrichtig leid!
Wir fahren nach Hause…Aber nur für das Totencenter. Ein Krankheitsfall, ihr versteht schon. Die Oma! Einer muss immer dran glauben nicht wahr? Keine Sorge, der Stiefoma von Lea geht es natürlich gut und sie freut sich ihres Lebens. Wir wissen uns nicht anders zu helfen. Ein wenig makaber, das wissen wir. Aber wie überzeugend Irina das am Telefon rüberbringen kann, echt der Knaller. Da wir ja aber nicht ganz untätig rum sitzen wollen in unserem neu erworbenen Hartz 4 Leben, machen wir uns gleich in der Früh auf den Weg nach Maison Allfortville. Ein kleines nettes Städtchen am Rande von Paris. Hier überfallen wir Ellen, die Supervisorin des deutschen Teams bei Estel, die sich vor ein paar Tage bei uns gemeldet hat. Nachdem wir am Abend zuvor schon bei den Mitarbeiten spioniert haben, wie es bei Estel so ist, waren wir uns unserer Sache ziemlich sicher. Es gab also eigentlich keinen Grund, warum die uns nicht nehmen sollten. Bis auf vielleicht der, dass wir einfach völlig unangekündigt vor Ellen stehen. Spontaneität kommt immer gut. Tatsächlich nimmt sich Ellen einfach mal so Zeit unsere Fragen zu beantworten und verspricht sich zu melden, sobald sie wisse, wann die nächste Schulung beginnen soll. Als wir nach Hause fahren, machten wir noch einen kleinen Zwischenstopp um uns zu einem verspäteten Frühstück das erste Mal Croissants zu genehmigen. Bei Paul gibt’s übrigens die Besten, falls ihr mal bei uns zu Besuch seid, der ist nämlich meistens für das Frühstück zuständig. Relativ unspektakulär ging Lea dann noch ihrer Lieblingsbeschäftigung dem Schlafen nach, während Irina sich die Zeit am PC vertreibt. Anschließend gehen wir dann noch einkaufen und das war’s dann für heute. Gute Nacht.
22. Oktober 2009
TAG 18: Man glaubt es kaum, aber wir haben auch mal Glück!
Nachdem wir den kleinen Mucki nach Maisons Lafitte gebracht haben, steht heute der erste Besuch an. Gleich als wir in die Straße einbiegen, in der der Kleine die letzten Tage verbracht hat, kommt es und doch seltsam vor, dass er der Einzige ist, der noch auf der rechten Straßenseite steht. Gleich kommt eine Frau aus einem anliegenden Haus und berichtet uns, nachdem Lea die Zahl 15 auf Französisch nicht recht einordnen kann, auf einem gebrochenen Englisch von den französischen Parkregeln. Seit dem 15. Oktober stand der kleine Mucki auf der falschen Straßenseite und musste von anderen Verkehrsteilnehmern umständlich umfahren werden. Die Polizei habe den Kleinen schon im Blick gehabt, berichtete die freundliche Französin weiter. Wir haben also auch mal Glück? Ein komisches Gefühl. Bis jetzt hatte doch alles was wir angepackt haben einen durchaus unangenehmen Beigeschmack. Wir bringen den unversehrten Mucki in eine andere Straße und lassen ihn noch besseren Gewissens wieder alleine. Wieder in Paris angekommen, eilten wir zum Lidl, um uns und unseren kommenden Besuch in den nächsten Tagen ordentlich bewirten zu können. Noch als wir die Einkäufe nach oben schleppen, klingelt Irinas Handy gnadenlos. Mama Britta und Bruder Fabian sind in Paris angekommen. Wir schleppen also wieder Sachen nach oben um dann schließlich das Auto von Irinas Eltern ins 16. zu bringen. Natürlich nicht ohne das obligatorische Geknutsche mit dem vorderen und hinteren Autos. Als wir dann schließlich noch in die falsche Metro, bzw. die falsche Richtung einsteigen, ist für uns klar, dass man mit der M10 so gar nichts anfangen kann. Wir lassen uns noch bekochen und von einer leicht gestressten Britta und einem wie immer überaus entspannten Fabian belustigen. Lecker Cordon Blue und Kartoffelpüree. Deutschland, wir vermissen dich. Geschafft fallen dann alle ins Bett, oder eben auf das zum Bett umfunktioniertem Sofa. Mit Oma Inges Schokokuchen im Magen lässt es sich wirklich göttlich schlafen.
23. und 24. Oktober 2009
TAG 19 und 20: Paris Visite
Freitag. Notre Dame, Saint Chapelle, Pont Neuf, Louvre, Sacre Coeur, Bierchen, Moulin Rouge, Arc de Triomphe, Champs Elysee, Pont Alexandre, und ein leckeres Essen von Fabian später, fallen wir wieder mehr als erschöpft ins Bettchen. Als wir nach dem Essen ein bisschen ausgelassener werden, erklärt Lea den beiden Besuchern die Schwierigkeiten, auf die man so stößt, wenn man einen Affen erzieht. Welcher Vergleich lag da wohl näher. Kurzerhand bringt sie Irina dazu von nun an nichts mehr zu sagen, zu essen wie ein Schwein und zu trinken, als wäre es das erste Mal. Immer wieder erklärte sie allerdings voller Stolz, dass sie Irina schon weit gebracht hätte und sie damit rechne, dass diese bald anfangen werde zu sprechen. Immer wieder beugt sie sich vor, um Irina Ma ……Ma in den Mund zu legen. Ein wenig unbeeindruckt und beinah bockig lässt das kleine Äffchen sie links liegen. Lea droht ihr dann aber den Stromkreislauf in ihrem Käfig auszubreiten, so dass sie bald wie ein Tanzbär durch die Gegend hüpfen würde… Nach dem einen oder anderen Lachanfall beruhigen sich die Gemüter allerdings wieder. Die One-man-show von Lea ist beendet. Mama Britta hat ihre Irina wieder, und das noch weitesgehend unbehaart, also nicht so wie ein Äffchen. Was auch immer. Man schweift ja immer so ab. Und man glaubt es kaum, mit Oma Inges Schokokuchen im Magen lässt sich auch die zweite Nacht mehr als angenehm überstehen. Ohne Lea geht’s dann am nächsten Tag weiter für drei Viertel der Familie, mit der: Rue Montorgeuil, Galarie Vivienne, Hard Rock Cafe, Centre Pompidou, Quartier Latin, Opera, Sacré Coeur, Montmatre, Place de la Concorde und dem Trocadero mit Blick auf den Eiffelturm, der übrigens seinen 120. Geburtstag feiert und deswegen um 20 Uhr und sonst noch wann immer eine 20-minütige Lichtshow zeigt. Wirklich schön. Der Kuchen ist weg, ein erschreckendes Ereignis. Dabei hat Fabian doch genau darauf geachtet, dass er erst gegessen wird, wenn auch er mit dem Hauptgang fertig sei, damit Chancengleichheit besteht. Was soll man sagen? Er kennt seine Schwester eben ganz genau. Aber auch ohne Kuchen sind schlafen wir ein, allerdings ein bisschen später als die beiden Besucher aus der Heimat. Wir amüsieren uns köstlich über das nächtliche Konzert, das die beiden zum Besten geben. Beinah aufeinander abgestimmt. Doch einzig und allein Brittas gleichmäßiges „Atmen“ und Pusten lässt uns, beinahe hypnotisiert, in einen erholsamen Schlaf schlummern.
25. Oktober 2009
TAG 21: Heute haben wir alle Köttel eingeatmet!
Gleich nach einem ausgiebigen Frühstück mit Croissants und allem was man sich nur wünschen kann, wollen sich Mama Britta und Bruder Fabian wieder auf den Weg nach Deutschland machen. Allerdings nicht, ohne dass Britta noch einmal die Welt erklärt. Durch eine unangenehme Hausstauballergie belastet, sei die darauf angewiesen so ein komisches Zeug zu nehmen, eben gegen die Allergie. Dass Lea sich aber nicht mit „komisches Zeug“ als Erklärung zufrieden gibt, hätte sie sich denken können. Noch während sie eben dieses Zeug im Mund behalten muss, versucht sie zu erklären, dass es sich um eine Desensibilisierung handele. Desensibilisierung bedeutet dann ja meistens, dass man genau das nimmt, was man eigentlich nicht verträgt, oder so ähnlich. Jedenfalls bohrt Lea so lange weiter, bis Britta schließlich unter Gelächter zugibt, sie hätte eine kleine Dosis Milbenkot in ihrem Mund gehabt…Völlig angeekelt, von dem was gerade berichtet wird, schauen wir Britta an, als wäre sie von einem anderen Stern zu uns auf die Erde gekommen. Ein wenig eingeschnappt erklärt sie uns unwissenden Kinderchen dann aber, dass das eben Staub sei. Staub ist Milbenkacke? Wir lachen uns tot. Sich nicht von dem Weg abbringend erklärt sie weiter, dass wir, als wir das Bett wieder zum Sofa umgebaut haben und den Bezug darüber ziehen wollen, auch pausenlos Köttel eingeatmet haben. Leicht angewidert lassen wir das Thema dann doch lieber sein. Als wir die beiden dann noch zum Auto bringen und uns ordentlich verabschieden, machen wir uns schließlich auf den Weg zum Buttes Chaumont, ein wunderschöner Park, im Osten der Stadt. Ganz recht, wir gehen spazieren, und wisst ihr was, das ist voll geil! Dann ließen wir den Kötteltag noch ganz gemütlich ausklingen. Wir haben nie wieder darüber gesprochen. Der Schock saß einfach zu tief.
26. Oktober 2009
TAG 22: Ein schrecklich fauler Tag
Da Lea heute einfach zu faul ist etwas zu machen, eben wie es sich für einen Monat gehört, wie sie meint, verbringen wir den Tag eher gelangweilt. Immerhin gehen wir noch waschen und wir trocknen unsere Wäsche sogar im Trockner. Ein denkwürdiges Ereignis. Um uns noch zu belohnen, wofür auch immer, genehmigen wir uns noch eine Quatre fromage von Bianco und gehen mal wieder ins Bett. Ihh, sind wir langweilig.
27. Oktober 2009
TAG 23: Es tut mir leid, aber ich kann hier nicht auf’s Klo gehen, ich habe Kackläuse!
Wir hätten ja gerne vorher schon mal Bescheid gesagt, dass wir zu den Schulungen bei Estel eingeladen worden sind, aber da wäre ja die Überraschung nicht so groß gewesen. Bescheid. Und jetzt kommt es noch dicker, wahrscheinlich haben wir den Job. Um 9:00 Uhr, also mitten in der Nacht soll es los gehen. Wir werden freundlich von Miriam, unserer zukünftigen Supervisorin empfangen. Allerdings müssen wir noch warten, da Juanquin, unser baldiger Kollege Probleme mit den Zugverbindungen hat. Reichlich genervt fangen wir mal wieder eine Diskussion übers Zu – Spät – Kommen an. Irina, ihre Einstellung noch immer vertretend meint relativ schnell, dass es mal passieren könne, und dass es ja nicht so schlimm sei und dass wir dann eben noch ein bisschen mehr Pause hätten. Lea allerdings, sichtlich genervter fängt gleich damit an, wie respektlos es doch sei, wenn jemand zu spät komme und damit dann einfach die Zeit anderer Leute stielt. Die Moral von der Geschicht? Lea stört es und Irina nicht! Ein Punkt, den wir noch klären müssen, da sind wir noch nicht ganz fertig. Schließlich ist Irina ja fein raus, denn dadurch, dass wir zusammen wohnen, fällt es nicht so auf, wenn man mal warten muss. Jedenfalls machen wir die Schulung dann doch noch mit und sind auch dann noch leicht genervt, als Juanquin dann doch eintrifft, aber irgendwie nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint. Zu Beginn haben wir nicht nur akustisch sondern auch rein, naja nennen wir es mal intellektuelle Probleme den Guten zu verstehen. Immer wieder wiederholt er, was uns gerade erklärt wurde, sehr mühsam. Aber wer uns kennt, weiß, dass wir auch daran unseren Spaß finden und schließlich lachend den Heimweg antreten wollen. Aber nicht, ohne vorher noch einmal die Toiletten benutzt zu haben. Während Lea mit ihrer Toilettenauswahl goldrichtig lag, bekam Irina, naja nennen wir es doch einfach mal Besuch. Bei dem Blick in die Kloschüssel fiel ihr auf, dass auf dem stillen Örtchen dann doch nicht so alleine war, wie sie anfangs vermutete hatte. Lauter kleine rote Punkte schwammen im „Becken“ vor sich hin und her. Gleich nachdem sie den Abzug betätigte, wollte sie Lea dringend davon erzählen. Diese läuft schon bei der Vorstellung rot an und fängt an Irina zu verarschen. 100% sicher, dass das was sie gesehen hatte wirklich war, wollte sie Lea berichten, dass es sich vermutlich um Filzläuse handele. Blöd nur, wenn einem das Wort nicht einfällt nicht wahr. Wir glauben, dass ihr im Folgenden bemerken werdet, dass wir uns nicht sonderlich gut mit dieser Sparte auskennen und fahren fort mit der Theorie, es könnten Würmer sein. Bis schließlich, nach reichlicher Überlegung Leas Genius einsetzt und sie Irina plötzlich unterbrechen muss, da sie nun weiß, es könne sich bei dieser Spezies nur um die gemein gefährlichen Kacklaus handeln. Irina ist der Bestie Angesicht zu Angesicht gegenüber getreten. Ein bisschen Angst haben wir schon, dass die so richtig springen können…ihr wisst schon. Um alles Übel von uns zu lassen machen wir uns noch auf den Weg zum Eiffelturm, heute wirklich. Nach läppischen zwei Stunden, die wir in der Schlange stehen, um in den Aufzug zu steigen, ist es dann doch mal so weit. Mit leichten Atmenbeschwerden machen wir uns auf den Weg unsere neue Heimat ordnungsgemäß zu erkunden. Reichlich unvorteilhaft, wenn man mit einem, sagen wir mal rudimentären räumlichen Verständnis dann ewig da oben steht und die eigene Wohnung sucht. Nein keine Sorge, wir haben nicht genau unsere Wohnung gesucht, so blöd sind wir dann auch nicht aber.
Aber das Centre Pompidou, denn wir haben uns gedacht wenn man den Eiffelturm von unserer Wohnung aus sehen kann, dann muss man doch unsere Wohnung auch vom Eiffelturm aus sehen können. Oh Gott, haben wir noch gar nicht erwähnt, dass wir den sehen können, jeden Tag? Was sind wir doch für bescheidene Leute. Und auch das Centre Pompidou, ganz recht. Seid ruhig neidisch, wir wären es auch. Jedenfalls ist der Blick von da oben unschlagbar, und wenn ihr auch mal da seid, wir wohnen da so…ja genau da…oder doch da drüben?
PS: Wir wollen an dieser Stelle nur mal kurz anmerken, dass die Kackläuse definitiv nicht von Irina waren…aber Leute, wir haben da schon so einen Verdacht und werden diesem auf den Grund gehen.
28. Oktober 2009
TAG 24: Le fäte Baguette.
Schulung die zweite. Mal ehrlich, so schwierig kann das doch nicht sein!? Mal sehen. Wir werden ausgelacht, weil wir Butterbrote essen, die Irina morgens fein säuberlich schmiert und dann in Tüten verpackt. Wir werden weiter ausgelacht, weil wir kein Baguette, sondern Graubrot essen. Leute, heißer Tipp, wenn ihr in unsere Wohnung wollt, dann würden wir euch raten Körnerbrot dabei zu haben. Wir werden ausgelacht von Juanquin, wie wir das finden? Es tut uns leid, das können wir nicht ernst nehmen, beim besten Willen nicht. Im Folgenden können wir uns auch nicht mehr recht konzentrieren, Irina träumt immer wieder von einem fetten Baguette und Lea von ihrem Bettchen. Und weil das Baguette tatsächlich heute noch auf den Tisch kommen soll, bereitet Irina ein festlich leckeres und reichlich knoblauchhaltiges Essen an. Es ist italienisch. Den Rest könnt ihr raten, wir müssen hier ja nicht immer alles für euch machen. Wir wissen heute schon, dass wir am nächsten Tag ekelhaft stinken werden und Lea meint sie könne sich und Irina bereits riechen. Immer wieder versucht Irina ihr zu erklären, dass das nicht möglich sei. Ungehemmt pustet Lea weiter und rückt schließlich ein Stück von Irina ab. Diese, völlig unbeeindruckt davon, was Lea für Filme fährt, verdreht nur die Augen und denkt sich, lass das Kindchen mal, bald wird es ihr wieder besser gehen. Letztendlich muss man sagen, wir haben wirklich extrem gestunken. Ab sofort sollte Irina öfter kochen.
29. Oktober 2009
TAG 25: Das Erste Deutsche Fernsehen glaubt, Lea ist bekloppt!
Wir verraten es jetzt einfach mal. Wir haben auch Leidenschaften, zu denen wir für gewöhnlich nicht so ganz offen stehen. Bei Irina ist es die Leidenschaft für Unter Uns, Alles was zählt und Doctors Diary. Peinlich? Wissen wir! Aber es geht noch peinlicher. Lea schaut am liebsten Verbotene Liebe und Marienhof, während sie die beiden Titelmelodien mitgrölt weiß Irina, dass sie Lea in der nächsten Zeit nach Möglichkeit nicht ansprechen sollte. Während Irina ihre Leidenschaft eher gemütlich hinnimmt und sich freut, wenn die aktuellen Folgen online sind, sich aber auch nicht weiter daran stört, wenn dies einmal nicht der Fall ist, kann man sagen, dass sich Leas Leidenschaft sich längst zu einer unaufhaltsamen Sucht entwickelt hat. Da kann man sich also vorstellen, wie empört man reagiert, wenn man sehen muss, dass keine aktuelle Folge online ist. Herzlichen Dank liebe Mediathek von der ARD. Was also tun, wenn die nächste Dosis nicht greifbar ist. Lea entschießt sich motzig und aufgewühlt gegen die Nichtausstrahlung der beiden Sendungen zu protestieren. Natürlich nicht unter schallendem Gelächter von Irina, die ihrerseits ganz entspannt ihre Sendungen gucken kann. Ein Mail an dem Webmaster muss her. Immer wieder versichert sie sich in der Mail, ob es sich um einen einmaligen Fehler handele und wann sie mit den Folgen rechnen könne? Doch den restlichen Abend muss sie ungedrogt verbringen. Ein niederschmetterndes Gefühl kriecht in ihr auf, als sie dann auch noch, die noch immer leicht schmunzelnde Irina sehen muss, die sich vor ihrem PC mit Malte und Romy und keine Ahnung wem noch alles von Unter Uns vergnügen kann. Eifersucht und Trauer, das ist alles was es jetzt noch gibt.
30. Oktober 2009
TAG 26: Ich glaube, ich habe ganz viele Schnitzels am Ohr!
Liebe Frau Hartog,
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Gestern kam im Ersten eine Sportübertragung - "Verbotene Liebe" und "Marienhof" sind ausgefallen.
Viele Grüße
Susanne Solau Erstes Deutsches Fernsehen | Redaktion Online Fernsehen zum Anklicken - Viele Sendungen des Ersten finden Sie nun auch als Video-on-Demand in unserer Mediathek: www.DasErste.de/mediathek
Wir äußern uns nicht weiter, wie Irina gelacht hat, könnt ihr euch wohl denken.
Dann haben wir heute auch gar nicht viel gemacht, nur ein paar Stunden telefoniert und die Leute gefragt, ob mit ihren Karren alles in Ordnung ist!? Meistens ist es das nicht, da freuen wir uns dann immer ganz besonders, wenn wir deren Probleme dann handschriftlich mitschreiben können. Manchmal wird man sogar angeflirtet, während man da so telefoniert. Blöd nur, wenn das Geflirte von einem Dorfheini aus dem Osten kommt. Sexy ist was anderes.
31. Oktober 2009
TAG 27: Man glaubt es kaum, wir haben es wieder getan!
Beim Frühstück haben wir uns heute mal wieder überlegt eine Mail zu schreiben. Genau, und am besten auch wieder an etwas öffentlich rechtliches, wie man so schön sagt, warum dann nicht gleich zum WDR und damit dann an Einslive!? Wenn die schon so blöd fragen, was das aller Beste an unserem Samstag sei? Na bitte, das können die haben. Nur echt nervig, wenn die das gar nicht wollen. Da muss man sich mal vorstellen, dass wir hier sitzen, in Paris ja, und beim Frühstück Einslive übers Webradio hören und die meinen sie seien so toll, dass die nicht mal unsere Mail vorlesen he? So toll sind die nicht. Und falls es keinem aufgefallen ist, die haben zweimal das Gleiche vorgelesen. Nein. Wir sind zu emotional, verletzt eben. Aber weil wir mal nicht so sind, wollen wir euch doch noch erzählen, was das Beste an unserem Samstag ist: Wir gehen ins Musee Grevin, ins Wachsfigurenkabinett. Wir sitzen auf dem Schoß vom Papst, tanzen mit Elvis und denken mit Einstein und philosophieren mit Satre. Aber, wir machen auch mit ganz vielen anderen ganz viele tolle Sachen.
Schweinisch. Ihr mal wieder. Dass Einslive uns nicht will hat der Stimmung also letztendlich doch keinen Abbruch getan, seid froh, dass Lea nicht wieder eine Beschwerdemail verschickt hat. Aber mal Spaß beiseite, wir hatten dann doch noch ein rein menschliches Problem. Es ist nicht immer einfach wenn zwei Dickköpfe wie wir es sind aufeinander treffen und es wird auch nicht einfacher wenn wir dann auch noch zwei grundverschiedene Gedanken und Ansichten haben. Fakt ist, Irina hat die Wohnungstür nicht abgeschlossen und Fakt ist auch, dass Lea sich nach der kurzen Auseinandersetzung mit Irina noch immer nicht recht beruhigen kann und dann für den restlichen Abend verstummt. Leute, das ist dann das zweite Mal dass wir nicht miteinander sprechen. Ihr fragt ja immer, ob wir uns noch gut verstehen. Zwei Mal eben nicht. Dazu sind wir wohl auch nur Menschen nicht wahr. Übrigens Irinas liebster Satz am Telefon: Nicht wahr? Ganz süß, wie sie das immer sagt, da merkt man gleich, sie hat einen Rentner an der Strippe.
1. November 2009
TAG 28: Ey, die sieht irgendwie doof aus!
Was kann man an einem typischen Novemberregentag schöneres machen, als sich die Füße im größten Museum der Welt platt zu latschen? Richtig, uns fällt auf Anhieb auch nichts Besseres ein und so ist es dann auch. Von dem Gratiseintritt noch recht entzückt machen wir uns auf den Weg noch schnell Audioguides zu besorgen, bis die Tour dann endlich losgehen kann. Wahnsinn, der Louvre, da kann man nicht mehr zu sagen. Wahnsinnig überladen, wahnsinnig groß, wahnsinnig aua Füße und wahnsinnig enttäuscht von der ollen Mona. Lea kennt die Lisa ja bereits, aber auch Irina findet eher weniger Gefallen an der kleinen, hinter Panzerglas versteckten hohl dreinblickenden komischen Frau da. Unseretwegen könnte sie auch ein Mann sein, das würde sie auch nur ungleich spannender machen. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass sie uns anschaut. Jetzt kommt die Auflösung: Wenn die Augen in die andere Richtung schauen, in die das Gesicht eigentlich ausgerichtet ist, dann bekommt der Betrachter das Gefühl vermittelt, er werde beobachtet. Kein Scheiß, der Audioguide ist super und was man da alles lernen kann... Wir halten jedenfalls 5 Stunden durch und genehmigen uns anschließend mal wieder eine Pizza. Genau, Belohnung, das muss schon sein. An dieser Stelle wollen wir uns mal ganz explizit an unsere Mütter richten: Nein, wir sehen noch nicht aus wie eine Pizza und nein, wir sind auch noch nicht so aus der Form geraten, wie man vielleicht denken kann. Das ging übrigens an alle. Wir haben keine Gewichtsprobleme, ist das klar?
Weil wir die gar nicht mal so leckere Pizza dann aber direkt noch ein bisschen abtrainieren wollen, setzten wir uns schließlich in den Zug nach Lafitte um uns dann im Mucki nach Allfortville bringen zu lassen. Von da aus setzen wir uns dann mehr als angestrengt wieder in den Zug und fahren nach Hause. Aber jetzt kommt’s von Les Halles aus laufen wir die wahnsinnigen 10 Minuten nach Hause…Wir sind stolz auf uns, seid ihr es auch?! Unsere Invalidenkörper jedenfalls danken uns für den sparsamen Umgang! Nein, wenn wir mal ehrlich sind schreien wir nach Bewegung, aber wo her nehmen wenn nicht stehlen? In Paris wirklich nicht so ganz einfach!
2., 3. und 4. November 2009
TAG 29,30 und 31: Ihr merkt es schon, auch hier gibt es einen Alltag…
Die folgenden Tage waren wenig ereignisreich, jetzt könnte man meinen, dass es da schon so einige gab und wir einfach aus purer Langweile trotzdem jeden Tag einen Text drüber geschrieben haben. Dieses Mal ist es wirklich ernst und es ist nicht zum Lachen! Auch in Paris gibt es einen Alltag…furchtbar. Aufstehen, essen, arbeiten, essen, schlafen, aufstehen, essen, arbeiten, essen, schlafen, aufstehen…wie konnte das passieren? Um doch noch ein bisschen Schwung in unser graues Leben zu bringen sollte am 2. der Tag sein, an dem wir hemmungslos in die pariser Gesellschaft eingliedern wurden. Wir machen unseren ersten Pass Navigo!!! Ganz recht, wir gehören jetzt dazu, weil wir von nun an genau so genervt an den Touristen vorbei laufen können, wenn die mal wieder die Metro stürmen und einfach die für die Pass Navigo reservierten Eingänge benutzen können. Im Laufe dieser drei Tage stellt Lea dann auch noch mit trauriger Klarheit fest, dass sich keiner ihrer beiden Brüder bei ihr gemeldet hat und ja, das könnt ihr ruhig als Vorwurf nehmen, denn das ist kein stiller, sondern ein ziemlich lauter. Nur weil die aus dem Land ist, das heißt doch nicht gleich aus der Welt. Da habt ihr’s mal. Wenigstens halten unsere beiden Mütter noch zu uns. Irina hat allerdings noch ein ganz anderes Problem, sie steht vor der logistischen Herausforderung den nächsten Tag zu planen. Lea muss arbeiten und sie ist für den Rest verantwortlich und das heißt mal wieder Putzen, Waschen, Einkaufen, eben das was die Frau so macht, während der Mann dann arbeiten ist. Oder eben andersrum, wir wollen uns da nicht festlegen. Sie legte sich also einen Plan zurecht…
5. November 2009
TAG 32: Unser erster Monatstag
Vor genau einem Monat und 32 Tagen also nicht und, sondern oder, sind wir ausgewandert und haben unser altes Leben bis auf weiteres auf Eis gelegt. Ein komisches Gefühl, wenn man dann mal eine Bilanz zieht und sieht, wie weit wir tatsächlich gekommen sind. Was für ein Zufall, dass gerade an unserem ersten Monatstag der nächste Besuch aus der Heimat vor der Tür steht. Während Lea arbeiten ist, versucht Irina mehr oder weniger gekonnt alles andere zu managen, über die Diskussion, was sie machen soll, so lange die Wäsche im Waschsalon noch in der Maschine ist, setzt sie sich einfach kurzer Hand hinweg und geht trotzdem Einkaufen. Noch am Abend zuvor verhält es sich damit eher so, dass Lea wahrhaftig Angst um ihre Wäsche hat, die im übrigen mittlerweile eher grau als weiß zu sein scheint, und Irina, noch immer weiße Wäsche tragend, warum auch immer, darüber nur relativ entspannt schmunzeln kann. Das Gespräch verläuft dann so, dass sich jeder am Ende, im Bezug auf die Art des anderen, total verarscht vorkommt. Fakt ist, sie war einkaufen und sie hat die ganze Wäsche auch wieder mit nach Hause gebracht. Wenn man es genau nimmt, dann war sie sogar zwei Mal einkaufen. Beim ersten Mal ging einfach nicht genug rein, also in die Taschen. Am späten Nachmittag holt sie dann noch Chrissy und Kevin vom Bahnhof ab, nachdem sie mit Jansen noch in einem deutschen Buchladen war, um dort ein Buch auszusuchen, mit dem er am besten Deutsch lernen kann. Die Wiedersehensfreude ist riesig, als sie die beiden in Paris begrüßen darf und die gleiche Freude kommt dann noch mal auf, als Lea die beiden dann auch endlich begrüßt. Mit witzigen Gesprächen und einem Mau-Mau-Spiel der Extraklasse geht der Abend zu Ende. Extraklasse deswegen, weil Lea sich mit dem Vorschlag, wer verliert, müsse sich im das morgige Frühstück kümmern, das heißt mit Croissants und allem was dazu gehört, leider selbst ein Ei gelegt hat.
6. November 2009
TAG 33: Schulung
Was sollen wir da noch groß schreiben? Trotz Besuch müssen wir arbeiten, bzw. lernen. Wir erlernen eine neue Studie, die uns dank Magic Box doch noch vor eine Herausforderung stellen soll. DA 2, das ist gar nicht so einfach, egal, aus welchem Blickwinkel man die betrachtet. Das eigentlich Schöne an diesem Tag, ist aber dann, dass wir mit Chrissy und Kevin in unser neues Lieblingsrestaurant gehen. Und was gab es da feines? Pizza!!! Natürlich, was auch sonst. Lecker Schmecker.
7. November 2009
TAG 34: Was soll ein Typ mit drei Mädchen an einem Samstag anfangen? Nichts, er kann nur warten!
Nachdem Irina vor der Arbeit bereits mit den beiden shoppen war, durfte dann auch Lea nach der Arbeit einmal dran glauben ;-) Man muss schon sagen, dass man hier wirklich gut einkaufen, wirklich gut, wenn man genug Geld hat, da sind wir uns sicher. Dieser Monat soll noch nicht unser Shoppingmonat werden. Aber der Nächste, da sind wir uns einig. Nachdem wir also alle wieder zu Hause versammelt sind, geht es nun um die Abendplanung. In Paris gar nicht so schwer, könnte man meinen. Nachdem wir uns dann alle ordentlich zurecht gemacht haben gehts los, mit dem ein oder anderen Bierchen intus und wahnsinnig gut aussehend, wie man es von uns gewohnt ist, machen wir uns auf den Weg in eine Bar, die man angeblich mal gesehen haben muss. Egal, darüber reden wir einfach nicht mehr.
8. und 9 November 2009
TAG 35 und 36: Mauerfall? Keine Ahnung.
Nachdem wir am Sonntag beim Galopprennen ein bisschen heimische und stinkende Pferdeluft schnuppern konnten und Lea sich aufgrund eines Unwohlseins nach dem Rennen auch relativ zügig Richtung Wohnung verpieselt, machen sich die drei Musketiere noch auf den Weg zur Notre Dame und Umgebung und natürlich mal wieder zur Rue Rivoli, ein bisschen Shoppen kann doch nicht schaden.
Am nächsten Tag soll es dann gleich mit der Bastille, dem Pere Lachaise, einem Mecces, der Sacre Coeur und Montmatre weiter gehen. Letzteres auch als Künstlerviertel bekannt verleitet Chrissy schnell dazu, ein Portrait von sich anfertigen zu lassen. Wunderhübsch das Mädchen auf der Papier, aber was ist mit Chrissy? Nachdem der Chinese dann doch mal fertig wurde, wollen wir uns noch auf den Weg zum Place de la Concorde machen. Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass da eine dicke fette Party für die Deutschen laufen soll. Das lassen wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen, und obwohl wir uns im 16. mehrmals gefragt haben, was die Pariser mit den ganzen Betttüchern vorhaben, die sie quer über ein Straße spannen, wollte uns das Lämpchen doch nicht recht angehen. Der ein oder andere mag jetzt denken, dass wir keine Allgemeinbildung haben, das mag ja auch so sein, aber wir versichern euch an dieser Stelle, dass man nach ein paar Wochen Paris einfach nicht mehr nachfragt, was die da eigentlich machen. Als wir um 20 Uhr am Concorde ankommen, ist die Feier auch leider schon vorbei. So dick und fett kann sie dann doch nicht gewesen sein, oder die Franzosen haben vom Feiern einfach keine Ahnung. Wir werden es weiter überprüfen. Wir besichtigen dann noch die Oper und die Galerie LaFayette, ein nettes, kleines, bescheidenes und auch gar nicht so pompöses Kaufhaus in der Nähe. Und der Spaß geht erst richtig los, als Kevin und Lea sich dazu entschlossen ein bisschen verstecken zu spielen. Mal im Ernst, wem wäre bei der ganzen Fotografiererei nicht langweilig geworden? Schnell steht für Kevin fest, dass Lea diejenige sein müsse, die sich verstecken soll, aus dem einfachen Grund, da sie die Kleinste ist. Mittlerweile eher weniger beeindruckt davon, dass im Laufe des Besuchs der beiden immer häufiger Witze auf Kosten ihrer Größe, bzw. nur wenig vorhandenen Größe gemacht werden. Schlimm genug, wenn man nicht einmal ans Toilettenpapier oder die eigenen Zigaretten kommt. Das Versteckenspielen hat trotz Kevins unermüdlichem Einsatz Lea Deckung zu geben, während diese sich immer wieder ein neues Versteck suchen muss, dennoch nicht so ganz geklappt. So klein scheint Lea dann doch nicht zu sein. Wir verbringen einen weiteren witzigen Abend mit den beiden und freuen uns immer noch sehr, dass sie bei uns sind. Schleim!
10., 11. und 12. November 2009
TAG 37, 38 und 39: Die folgenden Tage können wir nur noch bruchstückhaft rekonstruieren, ganz recht, wir waren geschockt, sogar sehr geschockt und Irina war sogar besonders geschockt, eine wahnsinns Geräuschkulisse baute sich auf!
Wie oben geschrieben, die nächsten Tage können wir nur noch teilweise zusammenfügen. Wir wissen noch, dass Chrissy und Kevin am Dienstag in den Louvre wollten und das obwohl Lea den beiden einen kleinen schlauen Zettel geschrieben hatte, wo man auch, wenn man nicht ganz blind ist, die Öffnungszeiten finden konnte. Wir beide gingen also wieder arbeiten, während Chrissy und Kevin, na was wohl, Shoppen waren. Am Abend hat uns Chrissy dann noch mit einem von Leas Rezepten verköstigt. Wir fanden es lecker und bildeten damit eine Front gegen Kevin. Gleich gingen wieder die üblichen kleinen Zickereien der beiden los, wir fanden es gemütlich, sogar ein wenig entspannend den beiden dabei zuzuhören, allerdings, wenn wir mal ehrlich sind, auch nicht weniger belustigend.
Am Mittwoch hatten wir beide frei, da das Ende des 1. Weltkriegs in Frankreich ein Feiertag ist. Niemand arbeitet und deswegen wollten wir uns einen schönen Tag machen. Wir machten uns also nach einen ausgiebigen Frühstück auf dem Weg zur Rue Mouffetard. Lea hatte gelesen, dass es da einen ganz tollen Markt geben sollte. Mittlerweile weiß sie auch, dass Markt in Paris nicht gleich Markt ist und deswegen eine Straße mit vielen kleinen Geschäften hier auch schon als Markt durchgeht. Hätte sie das allerdings zu dem Zeitpunkt schon gewusste, hätte sie sich die fast enttäuschten Gesichter gar nicht antun müssen. Das mal dazu. Schließlich wollten wir uns dann noch zum Jardin du Luxembourg begeben, doch relativ schell war uns klar, dass dieser bereits geschlossen hatte und als wir dann auch noch das Schild lasen, auf dem deutlich 17 Uhr stand, wurde uns klar, dass wir tatsächlich ein, zwei Stündchen zu spät waren. Macht ja nichts, haben wir uns dann gedacht und die beiden kurzer Hand zum Trocadero gezogen, wo wir zusammen zum ersten und dritten Mal die Lichtshow bewunderten. Wieder zu Hause angekommen haben wir uns beim Mau-Mau halb tot gelacht. Aus welchen Gründen, wollen wir hier allerdings eher diskret behandeln. Fest stand nur, dass Chrissy, noch schwerhöriger als Irina, wirklich nichts davon mitbekommen hat. Wir hatten trotzdem Spaß. Als die beiden dann völlig erschöpft, wir beide allerdings mehr als hellwach in unserem Bettchen lagen, kam Lea auf die glorreiche Idee „Wer bin ich?“ zu spielen. Begeistert machten wir uns Werk und ignorierten das Geschmunzle von unten einfach. Voller Elan starteten wir das Spiel und Lea schien beinah enttäuscht darüber, dass Irina nie Frank Elstner für sie ausgesucht hatte. Witzig war auch, dass Irina Peter Lustig kurzer Hand wieder lebendig machte. Noch witziger war aber dann, dass Lea, nachdem sie schon fast aufgeben wollte, völlig enttäuscht nach der Frage ob sie berühmt sei, feststellen musste, dass sie Dirk ist. Dirk verzeihe uns, so war das nicht gemeint. Als Irina sich dann aber noch komischer Weise ausgedachte hatte, dass Lea ihr Bruder ist, gab es bei der Frage, ob sie in einer Boygroup sei und Irina diese schließlich unter lauter Gelächter dann noch mit Ja beantwortete, kein Halten mehr.
Auch am nächsten Abend spielten wir wieder „Wer bin ich?“, diesmal war Kevin allerdings mit von der Partie, nachdem wir erraten hatten, dass wir IT und Michelle Obama seien, stellte uns Kevin vor die Herausforderung des Abends. Wir waren kein Mensch und mehr als 20 Meter groß und schwarz aber nicht überall behaart. Da Lea, einem Geistesblitz folgend, auf die Idee kam, wir seien das Ding, das die Frau in den großen Händen hält, waren wir uns unserer Sache mehr als sicher und stellten zufrieden fest, dass wir Godzilla seien. Kevin verneinte. Im folgenden Spiel stellten wir weiter Fragen und wurden langsam motzig, weil wir das Gefühl hatten, Kevin wolle uns verarschen. Für uns gab es nur die eine richtige Antwort: Godzilla. Roland Emmerich würde sich in seinem Grab umdrehen, wenn er denn eins hätte. Wir gaben auf und regten uns dann schließlich noch auf, in dem Glauben dass, und wir trauen uns kaum davon zu berichten, Godzilla und King Kong doch irgendwie das Gleiche sein könnten. Kevin war erschüttert über diese Aussage und stellte doch schnell klar, dass Godzilla eine Art Dinosaurier ist. Wir haben uns fest vorgenommen den Guten mal im Internet zu googlen.
13. November 2009
TAG 40: Traurig traurig
Chrissy und Kevin sind abgereist.
14. November 2009
TAG 41. Heute gehen wir feiern, heute gehen wir feiern!
Wir gehen nicht feiern, Irina ist krank! Stattdessen streiten wir uns lieber ein bisschen. Das ist doch auch was.
15. November 2009
TAG 42: Immer noch ein bisschen Angezickt!
Es ist doch erstaunlich, dass man sich auf 23qm doch tatsächlich aus dem Weg gehen kann. Das war vielleicht auch gar nicht schlecht. Am Nachmittag lockert die Stimmung aber bereits wieder auf und am Abend machen wir einen gemütlichen Spaziergang durch unsere Hood. Schöne Gespräche geführt und dennoch nichts aufgeräumt. Komisch, dass sich manche Leute erst dann wieder ins Leben rufen, wenn man weit weg ist, ob aktiv oder passiv, dafür hätten wir gerne mal eine Erklärung. Wie weit sollen wir denn noch weg gehen?