Samstag, 5. Dezember 2009







26. November 2009
Tag 53: Tag Zuletzt
Unsere Hoffnung darauf, dass wir die Bescheinigung bekommen ist endgültig dahingeschieden. Wir sind verstimmt, lassen uns gehen. Fühlen uns nutzlos. Wir wollten es wirklich!! Uns eingliedern, ein Konto eröffnen (JA nach 2 Monaten…), Parisienne werden. Aber George ist ein richtiger Franzose und erledigt alles irgendwann, aber nicht heute. Es ist kein guter Tag das bemerken wir schon daran dass Irina vergisst die Butter aus dem Kühlschrank zu holen wie jeden Morgen. Doch diesmal soll sie nicht steinhart auf das Brot, und deshalb föhnt sie nicht nur das Gefrierfach. Not macht eben erfinderisch. Ihr werdet noch merken dass die Butter noch ein Meilenstein werden wird, aber nicht nur die, an diesem wunderbaren Tag startet Lea eine Reihe von Zerstörungen, in dem sie zunächst einmal eine der Tassen fallen lässt die von nun an nur noch ohne Henkel existiert. War doch eh unnötiges Material.Das Wetter passt sich unserer Stimmung an und es regnet wie in Strömen. Gut, dass Irina mit einem Regenschirm ausgestattet ist. Da passen wir ja beide drunter. DAS denkt IHR…

Wir können beide nicht mit einem Regenschirm umgehen. Traurig aber war. Nachdem Irina einige Zeit mit den Enden, die glücklicherweise mit einem Plastikschutz versehen sind in Leas Kopfhaut rumgeporkelt hat, nimmt Lea den Schirm und zwingt Irina in eine gekrümmte Haltung. Nass sind wir dann beide als wir auf der Arbeit ankommen, Lea ein bisschen mehr denn sie gibt schließlich auf.Nachdem wir abends zum 100sten Mal Rösti gegessen haben, langweilen wir uns sosehr, dass Irina anfängt Lea zu boxen, um anschließend Turnübungen auf dem Bett zu vollführen. Wir glauben auch, dass unsere Nachbarn von gegenüber uns sehr mögen.Bei einem lauten Gerangel, wer als erster ins Badezimmer darf stellen wir fest, dass wir nicht nur das Klo bis in die Küche ziehen können, sondern dass auch unser Waschbecken, an das Irina sich verzweifelt klammert, als Lea sie aus dem Bad ziehen will, nicht fest in der Wand montiert ist. Damit ist nun ein stolzer Moment gekommen, an dem wir euch mitteilen können dass wir einige Varianten in unserer Wohnung haben, die es ermöglichen die Badezimmerausstattung bis in die Küche zu ziehen. Das hat die Welt gebraucht. Herzlichen Glückwunsch!


27.November 2009
Tag 54: Lea macht Karriere
Der Tag beginnt wie jeder andere. Wir stehen auf, die Butter wird von Irina heute mal zum tauen auf die Herdplatte gelegt, Lea schiebt beim Fenster öffnen mal eben gekonnt das Nasenspray vom Sims, was die sonst so haltbare Flasche natürlich nicht überlebt und als wir alles erledigt haben gehen wir arbeiten.
Nach der Arbeit kaufen wir Creme Fraiche, kann man ja immer mal gebrauchen, und stellen dann fest, dass unser Tabakladen bereits geschlossen hat. Kein Problem für uns, mit dem Creme Fraiche im Anschlag laufen wir über die hiesige Nuttenstraße auf der Suche nach Zigaretten. Auf dem Boulevard Montmarte angekommen, schlendert Lea sich interessiert umguckend die Strecke entlang, während Irina, überraschend hungrig geworden, ein strammes Tempo vorgibt. Und wenn sie Hunger hat dann wird’s ernst. Ein Glück findet sich bereits nach einer halben Stunde Marsch ein Tabakladen und wir fragen uns erneut wie in einer Stadt in der man wirklich sehr schwer an Zigaretten kommt, jeder anderthalbste rauchen kann.Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass Irinas Orientierungssinn doch der Bessere ist, was sie auch dazu bringt nächsten Mittwoch selbst um 7 Uhr morgens den Arbeitskollegen zum Bahnhof zu fahren, obwohl Lea beim Schnick-Schnack-Schnuck verloren hat. Irina hat schlicht und ergreifend Angst, dass Lea vielleicht nie wieder nach Hause findet, weil sie sich auch ganz gerne Mal über Aurelies, das ist unsere wichtigste Freundin verborgen im Navigationssystem, Tipps hinwegsetzt. Schließlich verlässt man sich ja immer lieber auf sich selbst.Wie wir da also an der Straßenecke stehen und Lea sich gaaanz sicher ist, dass es rechts lang geht und Irina ihr Orientierungsschäfchen mal machen lässt, stellt Lea dann nach einigen 100 Metern doch fest, dass wir lieber links hätten gehen sollen. Naja nachdem wir dann doch umgedreht sind, sind wir ja doch noch angekommen.Lea macht sich direkt frisch ans Werk, uns ein von ihrer Mutter geschicktes Rezept zu verwirklichen. Schmeckt super, aber dass diese blöden Champignons so klein werden müssen beim kochen… Wir gönnen uns noch ein Bierchen und stellen fest, dass Lea sich selbstständig machen sollte. Als Jukebox. Das kann sie gut. Immer wenn Irina auf ihre Stirn drückt kommt ein neues Lied aus ihrem Mund und an ihrer Nase lässt sich die Lautstärke regulieren. Das ist super. Das macht Spaß. Und Lea hat wirklich ein großes Repertoire. Klar manchmal hören wir auch einfach mal nur den Refrain, oder eine Zeile und dann den Refrain aber manche Lieder schafft sie auch schon ganz. Ist ja noch am Anfang ihrer Karriere. Nach einer Stunde, in der Irina unermüdlich mit ihrem Fingernagel auf Leas Stirn gebohrt hat, entscheiden wir uns dann doch noch für Youtube, schwelgen in musikalischen Erinnerungen und merken gar nicht wie die Zeit und unsere Vorräte vergehen.

28. November 2009
Tag 55: Wer hat an der Uhr gedreht?

Wir schlafen etwas länger, denn das haben wir uns ja auch redlich verdient nach der harten Woche, und lassen es langsam angehen. Als wir dann um 16h frühstücken und Irina die Butter heute mal mit den Händen aufwärmt fällt uns siedend heiß ein, dass wir bereits in zwei Stunden bei einem Arbeitskollegen und seiner Frau zum Essen eingeladen sind.

Wie immer: Kein Problem. Wir duschen im Akkord, Lea zertrümmert noch schnell den Zahnputzbecher der aber auch ohne eine halbe Seite noch funktioniert und schwupp die wupp, schon stehen wir vor unserer Tür. Wie war das noch mal wenn man eingeladen wird… Sollte man da nicht was mitbringen? Klar! Also marschieren wir noch schnell los und kaufen Schokolade und einen Strauß Blumen. Als wir in Les Halles mehr rennend als laufend ankommen springen wir grade noch so in den Zug. Glück muss man haben! Naja das Glück verlässt uns dann auch wieder, denn als wir am Busbahnhof ankommen, müssen wir zunächst eine viertel Stunde warten und passen dann noch nicht mal mehr in den Bus rein. Aber vielleicht hätte der Mann dessen Rucksack in der Bustür feststeckte sich im Nachhinein auch gefreut. Mann drinnen Rucksack draußen, obwohl der natürlich auf dem Rücken festgeschnallt war, ist ja auch keine glücklichere Situation.
Als wir dann knappe 10 Minuten später im Bus sitzen werden wir noch Zeuge einer Auseinandersetzung von Camembert und Chocolat, die sich um irgendwas streiten was aber sie aber bereits nach den ersten Beschimpfungen vergessen haben. Jaja die haben schon einen kleinen Dachschaden die Franzosen, egal ob schwarz oder weiß. Camembert und Chocolat sind übrigens nicht unsere Bezeichnungen für die beiden französischsprachigen Damen, sondern dass waren die Namen die sie sich gegenseitig als Kampfnamen in der Auseinandersetzung gaben.
Als wir ankommen ist die Pizza schon fertig, komplett selbst gemacht natürlich, ist ja klar wir sind ja auch eine Stunde zu spät. Eigentlich wollten wir euch Wein mitbringen, aber wir wussten nicht ob ihr lieber rot oder weiß trinkt. Super Ausrede, sollten wir uns merken. Falls ihr es lest, tut uns Leid, aber Schoki war ja eh besser. Beim späteren Zusammensitzen finden wir noch raus, dass die beiden aus Leipzig kommen, was Lea zu folgendem veranlasst: Ihr kommt ursprünglich aus einem Dorf mit nur 200 Einwohnern? Macht ja nichts ihr kommt ja eh aus dem Osten.
Nach einem gelungenen Abend machen wir uns auf nach Hause zu fahren, um zu gucken wo wir den Rest des Abends verbringen werden. Dabei verausgaben wir uns so, dass wir erneut ein leichtes Hungergefühl verspüren. Man soll ja bekanntlich da weiter machen wo man aufgehört hat und deshalb gönnen wir uns um halb 2 noch schnell eine Pizza bei unserem Lieblingsitaliener. Eigentlich sollte es danach weiter gehen aber leider schaffen wir es nur noch bis auf unsere Couch.
Was sollen wir sagen: Es hat nicht sollen sein.

29. November 2009
Tag 56: Besinnliche Vorweihnachtszeit

Sie hat es geschafft. Es ist der erste Advent und Irina hat es tatsächlich geschafft Lea ein wenig dafür zu begeistern einen Adventskranz aufzustellen. Nach einem gemütlichen Nachmittag machen wir uns auf zur Cité um etwas für einen Adventsteller zu finden. Während Irina voller Freude die Metrostufen hochhopst, folgt Lea eher zögerlich. Zwar hat sie mittlerweile kein Problem mehr mit dem abgewandelten Adventskranz der als Teller auf unseren Tisch soll, doch es ist Sonntag. Und Sonntags ist Vogelmarkt. Jeder der Lea kennt weiß, wie riesig jede einzelne Stufe ans Tageslicht oder mittlerweile Abendlicht erschienen sein muss.

Mit großem Bogen umgehen wir die Vögel. Wir laufen durch jedes Blumengeschäft finden aber weder einen Teller, noch Kerzen, noch Tannenzweige. Aber hässliche Adventskränze für 50 Euro.
Wir wollen nicht kampflos aufgeben. Wir überlegen hin und her und so beschließt Irina Tannenzweige die vor dem Blumengeschäft liegen einfach mal mitzunehmen. Hey! Jeder der Träume hat, weiß wie hart es ist wenn sie sich nicht erfüllen. Doch der Adventsteller soll wahr werden und deshalb müssen Zweige her.
Irina schleicht sich also an und stibitzt den kleinen Zweig unter Leas Beobachtung. Naja okay so klein war der Zweig nicht. Wir kaufen dann noch einen Keramikteller und kleine glitzernde Geschenke ein und wollen grade wieder zur Metro, als Irina das Gefühl beschleicht der Zweig könnte eventuell nicht reichen. Also alles auf Anfang. Lea mit Teller, Geschenken und erstem Zweig bepackt schafft es erneut die Kamera zu zücken während Irina erneut zu den Zweigen schleicht. Diesmal ist die Lage aber ernster denn vor dem Geschäft will einfach keine Ruhe einkehren. In einem unbeobachteten Moment klappt es aber doch und wir sind ab sofort stolze Besitzer von zwei Tannenzweigen. Okay wahrscheinlich hätten wir sie auch so bekommen, lag ja abgebrochen vor dem Geschäft aber so hatten wir ja wenigstens das Gefühl etwas riskiert zu haben für Irinas Traum vom Weihnachtsteller.

Anschließend machen wir einen weitaus entspannteren Abstecher zur Champs-Elysee zum Marché Noel. Wir gönnen uns einen Glühwein, der zu Leas Belohnung dient und entdecken, dass es hier auch deutsche Bratwürste gibt. Neben Verzehrständen und unendlich vielen Ständen an denen man Schals und Handschuhe erwerben kann, gibt es hier auch einen Weihnachtsmann. Aber auf der Champs-Elysee sitzt dieser nicht rum und belustigt kleine Kinder, sondern fährt mit seinem an Stahlseilen gezogenen Schlitten zu weihnachtlicher Musik in luftig geschätzten 15 Metern die Allee entlang. Eine weitere Bestätigung: Die Pariser haben sie wirklich nicht alle.







30. November 2009
Tag 57: Wir verewigen uns an der Wand
Nicht umsonst ist der Montag der unbeliebteste Tag der Woche. Das schöne Wochenende ist vorbei und die Pflichten rufen. Gut dass wir erst um 14 Uhr arbeiten müssen. Blöd für Irina dass wir keine Kerzen für ihren Kranz bekommen haben und sie deshalb heute schon um 9h aufstehen muss um ihren Adventsteller-Traum zu verwirklichen. Praktisch auch dass man ja dann auf dem Weg zu Les Halles einen kleinen Stopp im Waschsalon einlegen kann um eben schnell das Wichtigste zu waschen.
Hierzu ist nur zu sagen, dass die Franzosen wirklich keinen guten Geschmack in Sachen Weihnachtsdekoration haben. Es gibt viel Auswahl, sehr viel Auswahl, aber alles glitzert, glimmert oder ist sonst so kitschig dass es selbst für uns zu viel ist. Aber Irina wird schließlich doch noch fündig und kauft vier Kerzen im Wert einer Pizza auf der Rue Montorgueil. Naja was tut man nicht alles für seinen Traum.

Als wir nach der Arbeit nach Hause kommen räumen wir auf und putzen denn ist mal wieder Zeit. Als wir Jansen im Flur hören, geben wir uns einen Ruck und klopfen um uns zu entschuldigen. Kurze Erinnerung: Nachdem wir den letzten Französisch-Deutsch-Unterricht abgesagt haben war er sehr unterkühlt. Aber als wir ihm vorschlagen am Wochenende weiter zu machen ist er wieder ganz der alte und erzählt und direkt begeistert dass wir dann den kommenden Freitag unbedingt zum Weintrinken zu unseren Nachbarn kommen sollen.
Mit dem Gefühl etwas Gutes getan zu haben macht Irina sich an die Arbeit den Teller zu gestalten. Wie bekommt man jetzt am besten die kleinen Zweige vom großen Zweig? Mit der Schere ist ja klar! Da wir aber nur die kleine Kinder-Bastelschere haben muss die reichen. Jedoch gestaltet sich das etwas schwierig. Der Zweig hat sich wohl überlegt vollständig bleiben zu wollen, die Schere aber nicht. Wer braucht schon den Griff der Schere, die Hauptsache ist doch dass die Teile mit denen man schneidet noch da sind. Wir fühlen uns weihnachtlich und machen uns Glühwein. Jaja der Wein und dann noch warm. Da kommt man auf Ideen. Nachdem Irina ihre bei Lidl erworbenen zwei Adventskalender über dem Kamin aufgehängt hat, wobei Leas etwas tiefer hängt, als ihr eigener (war ja nur nett gemeint), empfinden wir es durch den Glühwein beschwingt noch etwas weihnachtskahl und deshalb macht sich Lea auf die Tannenzweige als Namen über den Adventskalender zu basteln, wobei Irina freudig die Klebestreifen schneidet. Wir geben es zu, am nächsten Morgen haben wir uns geschämt, aber wir lassen es hängen, denn irgendwie siehts ja doch ganz weihnachtlich aus und das war ja die Mission.

1. Dezember 2009
Tag 58: Gut dass wir die Hoffnung schon letzte Woche aufgegeben haben

Nach einem erfolgreichen aber langweiligen Arbeitstag heizen wir mit Mucki, mit dem Irina morgen früh zum Gare de l’est düsen wird, nach Hause um schnell zu putzen denn George will vorbei kommen um endlich den Brief zu bringen und die Miete abzuholen. Wir dachten die Miete sollte ihn locken… Eigentlich hätten wir schon stutzig werden sollen als er unseren verabredeten Anruf nicht beantwortete aber naiv wie wir sind putzen wir noch mal schnell durch. Als es nach einer halben Stunde immer noch kein Lebenszeichen von Georgi gibt kommen wir dann doch mal darauf in unser eMail Postfach zu schauen und siehe da: Er kann nicht kommen aber wir sollen die Miete im Laden seiner Frau vorbei bringen und den Brief hat er uns eingeschmissen. Wenigstens etwas.

Aber auf einen können wir uns wieder verlassen: Jansen. Anscheinend hat er unsere Entschuldigung gut verkraftet und ist nicht besonders nachtragend. Er klingelt wie immer unter einem Vorwand um sich mit uns zu unterhalten. Dabei fällt ihm noch einmal ein, dass wir Freitag herzlich zum Weintrinken eingeladen sind beim Partynachbarn unten. Dabei lässt er noch lässig einfließen dass eine „alte“ Freundin auch da sein wird, die nun wieder mit in der WG wohnt und ein bekanntes Model ist. Wir sind gespannt und freuen uns natürlich über die Einladung. Gut dass wir dann auch noch unter die Nase gerieben bekommen dass die Nachbarn meist nur französisch sprechen. Na Prost Mahlzeit. Oder mehr Prost als Mahlzeit dann sprichts sichs ja auch flüssiger. Zumindestens hoffen wir das. Eine neue Hoffnung ist geboren.

2. Dezember 2009
Tag 59: La histoire infinie

Während Lea noch selig schlummert steht Irina mehr oder minder motiviert um halb 6 auf um sich zu duschen, anzuziehen und anschließend natürlich mit bester Laune und lauter Musik zu ihrem Arbeitskollegen zu fahren um ihn und seine Frau zum Gare de l’est zu bringen, denn für die beiden geht’s wieder ab in die Heimat. Irina fährt gekonnt und guter Laune ihren Fahrstil parisienne, fröhlich hupend und anderen die Vorfahrt nehmend, eben so wie die Pariser ihr das beigebracht haben. Leider bemerkt sie erst 2 km vor dem Ziel dass sich die Frau ihres Arbeitskollegen schon an den Türgriff klammert. Ist ja nichts passiert.

Nachdem sie Lea zuhause aufgegabelt hat machen sie sich ans Werk mit dem endlich erworbenen Brief zur Bank zu marschieren. Gut dass die junge Bankkauffrau so viel Geduld mit uns hat denn die französischen Verträge erweisen sich doch als schwierigere Lektüre. Wir sind sonst gut vorbereitet denn wir haben einfach alle unsere Unterlagen mitgenommen. Schade dass George noch fauler ist als wir und noch nicht mal das Datum auf der Bestätigung geändert hat. Die Dame in der Bank findet jedenfalls dass Oktober doch zu weit von Dezember entfernt ist und wie ein neues Schreiben inklusive kopierten Pass von George brauchen. Dafür haben wir jetzt eine Woche Zeit. Das wird was.
Wir beeilen uns noch vor der Arbeit in den Laden von Georges Frau zu kommen um ihr nicht nur die Miete zu überreichen sondern auch noch klar zu machen wie unheimlich wichtig eine schnelle Reaktion auf die Bitte um eine neue Bestätigung ist. Nachdem wir uns zunächst in der Ladentür geirrt haben und in einem asiatischen Pelzgeschäft landen finden wir dann noch den richtigen Eingang und bitten um eine Audienz. Schnell kommt eine schwarzhaarige Schönheit die Treppe herunter geeilt. Wir haben hier die Miete und wir brauchen eine neue Bestätigung. Ach, du hast schon die Miete an dich genommen und bist gar nicht die Frau? Ach, die Assistentin der Frau. Ja schade, aber dann kauf dir wenigstens was Schönes von unserem Vermögen. Leider haben wir erst relativ spät gemerkt dass wir nicht seine Frau getroffen haben. Aber bis jetzt hat er sich noch nicht beschwert.

3. Dezember 2009
Tag 60: Der Tag der Entscheidung
Heute zeigt sich ob sich der Aufenthalt auf der Einslive-Seite sich wirklich gelohnt hat. Denn heute wird die Krone verliehen. Nachdem wir auf der Arbeit immer wieder die gleiche Nummer gewählt haben, von der wir genau wissen dass keiner dran geht um pünktlich Feierabend machen zu können, rennen wir im Eiltempo durch den Supermarkt, sprinten dann nach Hause und klemmen uns vor den Laptop-Bildschirm um die Krone zu verfolgen. Wenn ihr wissen wollt wies ausgegangen ist müsst ihr halt selber gucken wir können euch ja nicht alles nachtragen.
Wir stellen außerdem noch fest dass George uns hasst, denn es gibt kein Hello mehr und kein Best regards, nur ein ASAP. Ja Pech, wir sind auch enttäuscht von dir!
Ein Highlight für Lea: Ihre große Schwester kündigt sich spontan für morgen Abend an.

4.Dezember 2009
Tag 61: Das war wohl nix
Wir stehen extra früh auf weil wir nachts feststellen dass wir noch schnell Bettwäsche für unseren Gast waschen müssen. Wenig wach und noch weniger motiviert stehen wir vor dem Waschsalon und glauben es kann nicht schlimmer kommen, als Jansen sich zu uns gesellt denn er will auch waschen. Zum hundertsten Mal erinnert er uns, dass wir abends eingeladen sind und dass man in Frankreich etwas mitbringt. Das sollte man den aus Deutschland kommenden Neandertalern unbedingt immer wieder sagen, vor allem als Jansen, in heute dreckiger Hose und dreckigem T-shirt. Wir waren schon mal bei jemandem eingeladen und wollten ja letztes Mal auch schon Wein mitbringen. Weiter erfahren wir dass man kein Bier sondern Wein trinkt. Wir hören schon die Glocken läuten. Schnell erklären wir noch dass wir Leas Schwester mitbringen werden. Ist ja aber wie immer no problem.
Jansen geht schnell seine Klamotten in die Maschine stopfen und will uns dann davon überzeugen dass wir uns mal besser eine eigene Waschmaschine kaufen sollen weil die 200 Euro ja dann auf Dauer gesehen billiger sind. Wir erklären ihm dass wir bereits eine Waschmaschine haben, die jedoch so verklebt ist, dass wir die Tür nicht öffnen können, was ja aber auch nur funktionieren würde wenn wir das Klo in die Küche ziehen, und dass wir die Waschmachine wohl kaum auf Mucki schnallen können wenn wir weiter reisen. No problem, Jansen kauft uns die Maschine ja dann ab und außerdem benutzt er sie ja vorher mit. Achso. Ja dann.

Wir frühstücken noch im strahlenden Sonnenschein und machen uns danach auf zu Arbeit. Leas Schwester kündigt sich ganz spontan auch wieder ab. Aber die Klamotten sind zumindest sauber.
Nach der Arbeit stehen wir dann vor der schweren Entscheidung welcher Wein. Eher trocken oder lieblich? Eher vom Rhein oder aus der Bretagne? Keine Ahnung. Wir gucken mal was der gut aussehende Mann neben uns nimmt. Bio… Ne! Und der andere? Für stolze 20 Euro… Ne! Wir nehmen einfach den Wein der am besten aussieht. Ist doch auch was. Blöd nur dass wir dann von Jansen erfahren dass die Party doch nicht stattfindet. Wir heben die Flasche einfach auf und trinken dann doch das Bier. Können wir ja auch, wir sind ja eh noch keine echten Parisienne, denn wir haben ja auch kein Konto. Weil wir versetzt wurden machen wir uns auf den Weg in einer Bar was trinken zu gehen. Nun ist dazu zu sagen, dass die meisten Cafés und Bars hier um zwei schließen aber wir begeben uns trotzdem auch um halb eins noch auf den Weg. Und wir erleben einen Kulturschock. Es gibt kaum ein weibliches Wesen mit angezogenen Beinen, noch nicht mal Strumpfhosen sind bei 4 Grad zulässig. An Gummireitstiefel mit Sporenhaltern zu kurzen Röcken mit schwarzen, neonbunten, karierten, gestreiften, gefleckten Strumpfhosen sind wir ja bereits gewöhnt, auch an Lackdaunenjacken mit Fellkragen. Aber an nackte Beine mit breitem Gürtel im Dezember… Zum Glück finden wir dann doch noch einige Lokale mit Stil und können später beruhigt und gut gelaunt nach Hause laufen.

Kaum zu Hause angekommen stürmt Irina ins Badezimmer um zu überprüfen, ob ihr rechtes Ohr, das schon beim Warten auf die Metro zu schmerzen anfing, noch dran ist. Völlig geschockt setzt sie sich dann aufs Sofa und erwartet ähnlich wie ein kleines Kind, man erinnere sich hier an dieser Stelle an Leas Gehirnerschütterung, dass Lea ihre Schmerzen ertastet. Boar das ist total dick fühl mal. Vielleicht muss es auch amputiert werden. Leicht angewidert von der Vorstellung einen einzigen großen Knorpel in der Hand zu halten, kann sich Lea nur kurze Zeit gegen das Schmollen von Irina wehren. Als sie dann allerdings vor Lachen gegen die Wand fällt, weil Irinas Ohr das dreifache Volumen des ursprünglichen Zustands angenommen hat, stellt sie fest, dass Ohr muss ab! Selbstlos erklärt sie sich dann noch dazu bereit, das Ohr mit Mamas zackigem Küchenmesser abzuraspeln. Das sähe doch bestimmt ganz schick aus. Wer braucht schon glatte Schnitte?
Vorschläge für das Erwärmen von Butter und den Erhalt von Keramik oder Glasgegenständen im Haushalt werden gerne entgegen genommen, ebenso wie weitere Amputationsmöglichkeiten. Der Amaretto zum desinfizieren steht ja schließlich schon bereit. Ach ja: Leas Schwester hat sich dann übrigens doch wieder angekündigt.

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