Freitag, 26. März 2010

Frühlingsgefühle

16. – 18. März 2010

TAG: 161 – 163: Sonnenbaden

Der Frühling ist da und wir genießen ihn in vollen Zügen. Wir verbringen die Zeit vor der Arbeit von nun an grundsätzlich vor der Saint Eustache, bei uns um die Ecke. Hinter der besagten Kirche haben sich die Franzosen eine Art Halbkreis erbaut. Mit dem obligatorischen Kaffee von Starbucks und unseren, wir schämen uns ein bisschen es zugeben zu müssen, ersten Eclaires, machen wir es uns auf den warmen Steinen gemütlich. Mit Büchern und spanischen Vokabeln ausgestattet knacken wir das erste Mal in diesem Jahr die 20 Grad. In der Sonne kann man den Stress, der uns wegen Spanien mittlerweile deutlich im Griff hat, endlich mal ein bisschen hinter sich lassen. Was das Hotel angeht, welches wir anfangs in Spanien bewohnen wollen, lassen wir uns dieses Mal nicht so lumpen. Ordentlich recherchiert in welche Katakomben wir einziehen können, entscheiden wir uns schließlich abends guten Gewissens für ein schnuckeliges Hotelchen. Allmählich steigt die Aufregung, was uns wohl erwartet und Lea kann zum ersten Mal deutlich nachvollziehen, wie sich Irina wohl gefühlt haben muss, als sie sich auf die Reise nach Paris eingelassen hat. Irina war noch nie in Paris, Lea dafür noch nie in Barcelona. Naja, in diesem Jahr hat dann wohl jeder von uns mal das Vergnügen einen überforderten Menschen am Rockzipfel hängen zu haben. Wir haben es nicht anders gewollt, das sagen wir uns immer wieder. Das Hotel ist mittlerweile gebucht, der Job und die Wohnung gekündigt. Was auch passieren wird, zurück können wir ohnehin nicht mehr.


19. – 22. März 2010

TAG: 164 – 167: Ablenkungsmanöver aus Deutschland

Um den ungewissen Gedanken über Spanien endlich mal entgehen zu können, haben wir uns einen äußerst erfreulichen Besuch ins Häuschen geholt. Nachdem die üblichen Vorbereitungen (Putzen und Waschen), dann doch endlich mal abgeschlossen sind, freuen wir uns auch wieder. Irinas Stimmung Lea gegenüber ist allerdings ein wenig schwer einschätzbar, hat Lea doch am Morgen gestreikt und wollte nicht aus dem Bett kommen. Die etwas pampige Art, als Irina sie eben dazu anleiten will, hat bei Irina allerdings einen etwas nachhaltigeren Eindruck hinterlassen, als eigentlich erwartet. Egal, die Freude über Christel überwiegt. Gleich nach der Ankunft ist klar, wir wollen es alle ein bisschen ruhiger angehen lassen. So brunchen wir um 17 Uhr erstmal gemütlich und verfallen im Folgenden einem ebenso gemütlichen Filme – und Quasselabend. Man hat sich schließlich einiges zu erzählen. Der Film 96 Hours, in dem es um die Entführung junger Mädchen geht, die schließlich zur Prostitution gezwungen werden, gibt uns allerdings ein bisschen zu denken. Der besagte Film spielt schließlich nicht in irgendeiner Stadt, sondern in der uns mittlerweile doch sehr lieb gewordenen freiwillig gewählten Heimatstadt auf Zeit: Paris. Die Rue de Paradis gibt es im Übrigen tatsächlich. Wir werden in den nächsten Tagen mal einen Blick darauf werfen, ob sich auf der besagten Straße auch ein Haus mit einer roten Tür befindet, hinter der die Mädchen dann letztendlich verschwunden sind um einer unfreiwilligen Drogensucht zu verfallen. Falls ja, sind wir froh, bald unsere Sachen zu packen. Wir wissen sehr wohl, dass das nur ein Film ist, aber ihr seid auch keine zwei kleinen Mädchen die alleine in einer großen Stadt voller seltsamer und schillernder Figuren unterwegs sind.

Am Samstag machen wir uns mal wieder auf den Weg zum Heiligen Herz. Heute spielen schließlich unsere liebsten Straßenmusiker. Mit Bierchen und allem was man für einen entspannten Nachmittag so braucht ausgestattet, sitzen wir bei lauem Lüftchen und entspannender Musik schließlich auf den Treppen und machen schon bald neue Bekanntschaften. Etwas unangenehm erscheint da nur der Typ, der sich kurzerhand mal eben auf Leas Schoss setzt. Da der gute Mann allerdings kaum Englisch spricht oder gar versteht, gestaltet es sich nur ein wenig schwieriger, ihm deutlich zu machen, dass er eindeutig zu nah ist. Völlig uninteressant findet der junge Mann und beugt sich ungeniert rüber, um Küsschen zu verteilen. Angeekelt ergreifen wir bei dem glücklicher Weise einsetzenden Platzregen die Flucht. Und das, obwohl er doch so großzügig anbieten wollte, am Abend die Flasche Whiskey für 200 Euro für uns zu bezahlen, wenn wir nur den Abend mit ihm verbringen würden. Alarmglocke: Rote Tür!! ;-) Nein, nein, so was gibt es bei uns nicht. Am Abend machen sich Chrissy und Irina aber dennoch auf, ein bisschen Stimmung abzubekommen. Das Café Oz hat geladen und mit ihm eine Reihe junger Männer, die ohne weibliche Begleitung keine Chance auf einen Eintritt haben. Im Verlauf des Abends soll sich diese neue Bekanntschaft noch als äußert angenehm rausstellen. Während die beiden von wollüstig dreinblickenden Männern schier ausgezogen werden, verziehen sich die beiden Mädels lieber wieder in den Kreis der multikulturellen Versammlung der Jungs. Steht man neben einem knapp 2 m großen Mann, so glaubt man, kann einem nichts weiter passieren. Die rote Tür könnte man im Äußersten dann auch eh nicht mehr erkennen, hinter einem solchen Schrank. Vergnügt kommen die beiden wieder nach Hause, um wenige Stunden später, mit dem einen oder anderen Problemchen des Vorabends ausgestattet, im Zug nach Versailles zu sitzen. Die Stallgemeinschaft hat uns beiden zu Weihnachten schließlich Karten für die L’academie equestre geschenkt. Auf diesem Wege wollen wir uns noch herzlich bedanken, dass ihr uns einen Nachmittag im nur allzu vertrauten Pferdedunst habt zukommen lassen. Nach der Show genehmigen wir uns noch Pommes im Schlossgarten und werfen einen Blick auf in hautenge Anzügen geschossene junge Männer, die auf dem Grand Canal wohl ein Kanuturnier veranstaltet haben. Wir kommen natürlich zu spät und können bei untergehender Sonne nur noch die Aufräumarbeiten beobachten. Naja, besser als nichts. Den letzten Tag mit Chrissy verbringen wir dann wieder vor der Saint Eustache, vor der sich neben uns auch noch musikbegeisterte Reggaefans versammelt haben. Kurzerhand werden alle möglichen Menschen, die nur im Ansatz ein instrumentähnliches Gerät dabei haben, auf einen Fleck versammelt. Wir lauschen der Musik und machen uns kurze Zeit später auf zum Bahnhof, um uns von Chrissy zu verabschieden und zur Arbeit zu fahren.


23. – 25. März 2010

TAG: 168 – 170: Da schlottern die Knie mit dem Näschen um die Wette

Falls sich mal jemand gefragt hat, was die Franzosen den ganzen Tag so machen, oder schreiben wir lieber, was sie am liebsten machen, dann gibt’s hier die Antwort: Streiken. Streiken macht Spaß. Nicht nur den Streikenden, sondern natürlich auch den Bestreikten und am aller meisten denen, die unter einem feinem Streik leiden müssen. Am liebsten streiken die Franzosen aber im Bezug auf die Nahverkehrsmittel. Das wiederum macht natürlich am meisten Spaß. Die Ligne D des RER (Bahn) streikt. Da wir, um zur Arbeit zu kommen, zu 100 % auf diese Ligne angewiesen sind, gehören wir endlich auch mal zu den Menschen, die sich über einen Streik heute mal besonders freuen. Da bekommt die Vorstellung eines Viehtransports mal eine ganz neue Bedeutung. Völlig zusammengepfercht steht man dann im Zug, auf den man unter Umständen auch gerne mal ein halbes Stündchen warten muss. Das geht auf den Kreislauf. Und bitte, liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, das Zähneputzen nicht vergessen. Das ist doch wirklich zu unangenehm und geht noch viel mehr auf den Kreislauf. Nach solchen Tagen ist man froh nach Hause zu kommen, da kommt einem selbst die kleinste Wohnung wie ein Schloss mit Park vor. Auch, wenn einem in eben besagtem Schloss eine kleine aber feine Diskussion erwartet. Durch Christels Besuch sind dann doch einige Missverständnisse und Ungereimtheiten auf der Strecke geblieben. Wir nehmen uns Zeit und können alles klären, auch wenn wir die Macken, die wir uns immer wieder gegenseitig vorwerfen, ja eigentlich schon kennen. Naja, Irina hat ein Problem damit zu sagen was sie stört und Lea kann aufgrund ihres Chaosgens nicht bemerken, dass sie stört. Natürlich nur punktuell und nicht übergreifend. Wir einigen uns darauf: Wir machen es nicht extra. In den nächsten Tagen genießen wir noch den Streik, die Tatsache, dass es kaum Arbeit gibt und mal wieder ein kleine, aber doch sehr feine Erkältung, die Chrissy extra für Lea da gelassen hat. Bedankt. Wir stellen einen neuen Rekord im Taschentuchverbrauch auf und wundern uns, dass Lea sich nicht mehr gegen Medikamente sperrt. Blöd nur, dass das Nasenspray, das Irina extra besorgt hat einen unaufhaltsamen Niesanfall hervorruft. Na, das macht Laune. Zumindest finden wir dann doch noch einen gewissen Spaß daran, Leas leider nur rudimentär ausgeprägtes schauspielerisches Talent zu testen, da die unentwegt tränenden Augen natürlich nach dramatischen Darstellungen schreien. Nee, aber sonst haben wir eigentlich nichts zu tun. Dann überlegen wir noch, was wir mit der restlichen Zeit hier noch so anfangen können. Na, da wird uns doch noch was einfallen.


26. März 2010

TAG: 171: Von wegen Lea und Chaos

Eigentlich wollten wir heute nach Disneyland fahren. Das bietet sich ja an, bei uns beiden, schließlich können wir, zumindest was die älteren Filme betrifft, so ziemlich jedes Lied mitschmettern. Am liebsten „Der König der Löwen“ und dann am liebsten auf der Rollbahn im Bahnhof oder Flughafen, aber das ist eine andere Geschichte. Geld können wir damit jedenfalls nicht verdienen. Aber ein Mal mit Mickymaus und Co kuscheln? Liebend gerne. Da Lea aber doch noch nicht so ganz fit ist, verschieben wir die Tour auf nächste Woche und entscheiden uns dafür bis spät in den Tag im Bett zu lümmeln. Das ausführliche Wochendfrühstück darf natürlich nicht fehlen. Da wir uns vorgenommen haben, nur noch Reste zu essen, fällt das Frühstück ein bisschen bunter aus. Mit halbfertig gekochten Eiern sauen wir ein bisschen rum, bis Irina dann doch irgendwann zugibt, dass sie die Melone, die als kleiner Nachtisch gedacht war, kurzerhand einfach mal hinter den Kühlschrank geworfen hat. Eine Schandtat. Aber noch viel schändlicher sind ihre Vertuschungsversuche. Dabei stellt sie sich allerdings meist so blöd an, dass eh alles entdeckt wird. Ob sie irgendwas kaputt gemacht oder runter geschmissen hat, oder einfach mal den Aschenbecher quer übers Sofa haut. Naja, irgendwie ganz niedlich. Heute fällt ihr zur Abwechslung auch mal kein Lachs oder Käse vom Tisch, der Tag verspricht also relativ normal zu werden. Gleich machen wir uns mal auf, noch ein bisschen zu gammeln, dann vielleicht ins Kino und später definitiv was trinken gehen. Bier mit Pfirsich, das macht Freude, nicht nur am Abend, sondern zum Glück auch noch das ein oder andere Stündchen später. Dann wollen wir noch schnell einen Teil unsere Wohnung streichen, damit die Flecken an der Wand, die wir durch die eine oder andere unüberlegte Weihnachtsdeko so hinterlassen haben auch ordentlich vertuschen können. Schließlich kommt Georges am Wochenende vorbei, um die Wohnung zu begutachten. Durch die damit in Verbindung stehende Kaution, hoffen wir in den nächsten Wochen noch ein bisschen feiner gepolstert zu sein.

HoH


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